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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum enden sauböse Briefe meist mit „Schönen Gruß“? (21. 2.)

Mit dem bösen Brief teilt der Absender dem Empfänger ja auch nicht mit, dass er/sie eine „herzliche Bescherung“ oder einen „lieben Mist“ oder ein „freundliches Schlamassel“ angerichtet hat.

Roland Weber, Hamfelde

Weil damit das sauschöne Gefühl zum Ausdruck gebracht wird, das sich nach dem Schreiben eines bösen Briefes einstellt. Hannes Classen, Hamburg

Ich könnte wetten, aus dem gleichen Grund, aus dem Leute, die sich abgrundtief hassen, ständig „einen schönen Tag noch“ wünschen.

Werner Brenig, Koblenz

Papier ist geduldig oder auch: „Ende gut, alles gut!“

Gerd Neurath, Saarbrücken

Die Floskel „Hochachtungsvoll“ am Ende eines Briefes gilt heute schon fast als Beleidigung, deshalb bleibt eigentlich bloß „Mit freundlichen Grüßen“ unter (fast) allen Briefen, auch unfreundlichen. Walter Ditrich, Altheim

Weil so wenig Menschen die Formulierung von Rolf Sanders kennen, der böse Briefe „mit gemäßigt freundlichen Grüßen!“ zu schließen pflegt – nicht unfreundlich und doch klar.

Jörg Ehlert, Ahrensburg

Reiner Sarkasmus!

Margot Brünner, Reichertshofen

Als Hinweis darauf, dass der Briefeschreiber zwischen Ethik (gut – böse) und Ästh-etik (schön – hässlich) wohl zu unterscheiden weiß! „Schönen Gruß“! Uta Eckensberger, Saarbrücken

Meine saubösen Briefe enden nicht mit „Schönen Gruß“, sondern je nachdem, wie böse sie sind. An nette und „neutrale“ Menschen enden sie oft „Mit freundlichen Grüßen“ oder mit „verbleibe ich mit den besten Grüßen und Wünschen als Ihr“. An die Mitglieder der Partei des Demokratischen Sozialismus enden sie auch „Mit sozialistischen Grüßen“ und an bayerische Adressaten oder Mitglieder der christlichen Parteien mit „Grüß Gott“. Wenn ich an böse Menschen schreibe, beende ich den Brief mit „Hochachtungsvoll“, und wenn ich notgedrungen an sauböse Menschen schreiben muss, schließe ich „Mit vorzüglicher Hochachtung“.

Erhard-Jakob, Pulsnitz

Weil die betreffenden saubösen Briefeschreiber nicht nur unehrlich, sondern auch fantasielos sind. Aber „unschöne“ oder gar „hässliche Grüße“ klingt ja auch blöd. Irgendwo – bei Droste? – fand ich mal „Mit durchaus unfreundlichen Grüßen“. Das finde ich angemessen elegant unter einem bösen Brief. Es sei denn, es soll ganz grußlos sein; dann vielleicht: „Leben Sie unwohl bis an Ihr baldmöglichstes Ende“. Aber welche arme Sau schreibt so böse Briefe?

Rose Remmert, Freiburg

Wie heißt unser derzeitiges Jahrzehnt? (21. 2.)

Das sind – wie nach jeder Jahrhundert- und Jahrtausendwende – die Nuller. Wenn wir uns alle anstrengen, werden unsere Nachfahren noch lange von den „Goldenen Nullern“ schwärmen.

Horst Heyd, Tübingen

Analog zu den folgenden Zehnerjahren kann man von den Nullerjahren sprechen, auch Nullzigerjahre (-zig = Zehner) ist passend. Wem dies nicht so richtig über die Lippen geht, mag das Jahrzehnt die Vorzehner nennen. Die Debüt-Dekade zum Jahrhundertbeginn gefällt wegen ihrer Alliteration. Mein Favorit: Nullennien.

Bertram Wende, Ennepetal

Erstes Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Das gegenwärtige Jahrzehnt fällt, genauso wie das darauf folgende auch noch (also bis 2019), wie üblich unter „Jahrhundertwende“ oder halt „Anfang des Jahrhunderts“. Dann erst kommen wieder die Goldenen Zwanziger … die Wilden Sechziger etc.

Roland Weber, Hamfelde

Wir können uns auch gleich um das nächste Jahrzehnt Gedanken machen, denn eine frühere Jahrzehntbezeichnung als die Zwanzigerjahre gibt es wohl nicht. Also: Nullerjahre und Zehnerjahre. Auch getrennt geschrieben wären nuller Jahre etwas für den Karneval – also noch ein Jahr zurückstellen.

Ingeborg Stadler, Karlsruhe

Das aktuelle Jahrzehnt heißt Swetlana Anisimowa und lebt in Minsk. Es ist 28 Jahre alt und von Beruf Ingenieurin in einem Blockheizkraftwerk der staatlichen Energiebehörde. Es ist seit neun Jahren mit Konstantin, einem seit seinen Jugendjahren schweren Trinker, verheiratet. Er ist von Beruf Gerüstbauer, wurde in Murmansk geboren und siedelte mit 23 Jahren nach Minsk über. Es hat mit Konstantin drei Kinder: Peter, Valerie und Tatjana. Die Ehe des Jahrzehnts gilt als wenig glücklich, da Konstantin sehr oft betrunken nach Hause kommt und dann pöbelt. Dadurch, dass das aktuelle Jahrzehnt nach ihr benannt ist, hat Swetlana keinerlei Privilegien in Weißrussland. Sie hat jedoch einen handsignierten ewigen Kalender vom Staatspräsidenten mit ermunternden Worten für schwierige Lebenslagen erhalten. Immer wenn Konstantin pöbelt, liest sie die weisen Worte des Präsidenten. Swetlana hofft, dass das nächste Jahrzehnt vielleicht nach ihrer Tochter Tatjana benannt wird …

Pascal Simon, Hilzingen

Warum finden Erdbeben fast immer tiefnachts statt?

Weil nur dann die meisten Menschen „im Schlaf überrascht“ werden können.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Ich habe „Erdbeeren“ gelesen und mich über die seltsame Frage gewundert. Dann habe ich endlich richtig gelesen, und nun fällt mir keine Antwort ein. Hm? Vielleicht weil die Erde sich ihres Benehmens schämt? Vielleicht sind Erdbeben so was wie nächtliches Bettnässen bei Erwachsenen?

Barbara Kirsch, Lüneburg

Warum heißt es „Darmflora“ und nicht „Darmfauna“? (17. 1.)

Weil nur die erste Bezeichnung zutreffend ist. Zum Glück! Denn beruhigend ist mir (bei meiner Vorliebe für florale Dessins) die Gewissheit, dass der Darm innen geblümt ist, beängstigend aber (hat dieser dunkle Gang nicht eh etwas Gruseliges?) die Vorstellung, er sei von halbteuflischen Faunen bewohnt!

Katharina Rieckhoff, Prisdorf

„Darmfauna“ heißt bzw. gibt es auch. Das sind Parasiten (zum Beispiel Würmer), die im Darmkanal oder in der Darmwand ihr beschissenes Dasein fristen. Gerd Neurath, Saarbrücken

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