letzte Fragen

Wie erhält frau die Bezeichnung: „die“ plus Nachname („die Knef“)? (13. 3.)

Bei einer solchen Benennung handelt es sich natürlich um eine respektlose Bezeichnung. Folglich muss die betreffende Frau sich entsprechend mies verhalten oder verhalten haben. Schüler beispielsweise betiteln lästige, unangenehme Lehrerinnen gerne auf diese Art und Weise.

Jule Sonnentag, Ludwigsburg

Auf Kasselänerisch heißt es immer „s“ plus Vorname, also zum Beispiel „’s Anndor“, das heißt so viel wie „die Annedore“. Woanders ist frau halt mehr etepetete, und da sagt frau dann „die Annedore“. Der Nachname wird nur Prominentinnen verliehen, was bei Männern eher im Jugendalter und bei Saufkumpanen gang und gäbe ist: „der Meier“ usw. Aber wie Männer so sind, verzichten sie meist sogar noch auf den Artikel, und dann heißt es nur noch „Meier“, „Schulze“ usw. Und weil das nun eindeutig männlich ist, sagen die Frauen halt „die Meier“ usw. Naja, und weil es da komisch klingt, macht frau das nur bei Namen wie „die Knef“ usw.

Ulrich Bachmann, Eltville

Sie muss bereit sein, sich zum Markenartikel machen zu lassen – mit allen Vor- und Nachteilen.

„die“ Lechleitner, München

Klarer Fall von Machismo: So wie „Mensch“ von „Mann“ kommt (im Englischen und Französischen noch deutlicher: „man“ bzw. „homme“ heißt sowohl Mensch als auch Mann), so war zum Beispiel „Knef“, der einfache Nachname, also der Normalfall, für Männerhirne natürlich männlich. Für den ungewöhnlichen und nicht vorgesehenen Fall, dass einmal eine Frau zu öffentlicher Bekanntheit kommt, musste das besonders gekennzeichnet werden: „die Knef“.

Martin d’Idler, Oberhambach

Wenn die Macke zur Marke wird, kommt das DIE. Wanderklause

Indem sie über die Stränge schlägt und „Theater macht“, im wahrsten Sinne des Worts! Diesen Weg wies jedenfalls schon Anfang des 18. Jahrhunderts (!) mutig eine gewisse Friederike Caroline Neuber ihren Geschlechtsgenossinnen: Sie wagte es, von zu Hause auszureißen, sich einer durchziehenden Truppe als Schauspielerin anzuschließen, diese später sogar selbst als Chefin zu leiten, und wurde dafür respektvoll von der damals noch unvorstellbar viel stärker als heute männlich dominierten Kunstwelt nur „die Neuberin“ gerufen.

Und da sie auch noch selbst Stücke für ihre Truppe verfasste und als Dichterin auftrat, dehnte sich diese Art der Benennung weiter aus (noch zur selben Zeit zum Beispiel auf eine andere, damals berühmte Dichterin, „die Karschin“), bis sie letztlich auf alle sich in künstlerischen Bereichen den Männern als ebenbürtig erweisende Frauen gemünzt wurde.

„die Eckensberger“, Saarbrücken

Warum sind nur Senfgläser als Trinkgläser konzipiert? (13. 3.)

Weil es zum Glück Trinkglashersteller gibt, die ihren Senf dazugeben müssen.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Weil nur Senf Durst macht auf Getränke, die aus Gläsern getrunken werden. Marmelade zum Beispiel macht Durst auf Kaffee oder Tee, und die trinkt ja kein Mensch aus Gläsern. Den Gurkenglasherstellern würde ich allerdings empfehlen, Biergläser zu verwenden. Aber das sollte ich vielleicht als Patent anmelden und viel Geld verdienen.

Ulrich Bachmann

Ganz stimmt das nicht, denn auch Schokoladencremegläser sind an der Verunstaltung des Küchenschrankinhalts beteiligt. Aber man stelle sich das ästhetische Desaster vor, wenn auch jedes Marmeladen- oder Gurkenglas ein Trinkglas mit Comicfiguren wäre. Außerdem: In welches Glas sollte ich dann Farbpinsel in Terpentin stellen?

Winfried Sdun Hamburg

Weil nur Senf so durstig macht.

Juliane Mroz, Dietzenbach

Das liegt am Senf, beziehungsweise seiner Unverderblichkeit. Diese gestattet nämlich einen Glasrand, der glatt und ohne Gewinde ausgeführt ist. Wer hat schon gerne ein Gewinde am Mund?

Doch ohne Gewinde oder andere denkbare formschlüssige Komponenten lässt sich kein Verschluss aufbringen, der genügend luftdicht schließt, um ein vorzeitiges Verderben des Produkts zu vermeiden. Spontan fällt mir nur ein anderes Nahrungsmittel ein, welches nicht verdirbt (wahrscheinlich auch noch viel länger hält als Senf), nämlich Honig. Allerdings verbietet hier die hygroskopische Eigenschaft des Honigs eine Lagerung ohne dicht schließendem Deckel, der Wassergehalt des Honigs würde durch Zunahme von Wasser durch die Luftfeuchtigkeit zunehmen. Olaf Gollasch

Wie geht „I wart g’schwind“? (28. 2.)

Geschwind wie der Wind vergeht die Zeit beim Warten: Es ist für mich kein Problem zu warten.

Rolf Wallenwein, Mannheim

Oafach. Grad so wiar „Geh weida, bleib no as bissl do!“

Wolfgang Rosenwirth, München

Ruckzuck. Gerd Neurath, Saarbrücken

Wer sind die Ölgötzen, und wie stehen sie herum? (28. 2.)

Ursprünglich sind mit den „Öl(berg)götzen die während Christi Gebet im Garten Gethsemane am Ölberg schlafenden Jünger gemeint (Matthäus 26, 43), die nach ihrem Erwachen wie „Ölgötzen“ herumstanden. Hilflos. Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum zahlen so viele jetzt selbst 4-Euro-Beträge mit der EC-Karte?“ (6. 3.)

Das liegt daran, dass die Leute immer weniger wahrhaben wollen, wie oft sie Geld ausgeben. Zahlt man mit EC-Karte, sieht man das Geld nicht schwinden. Nimmt man jedoch Geld aus dem Geldbeutel, sieht man die Münzen schwinden. Die Zahlung mit der EC-Karte ist also eine Methode des Verdrängens.

Jule Sonnentag, Ludwigsburg

Weil WichtigtuerInnen nur bis drei zählen können. In vielen Läden können diese bedauernswerten Zeitgenossen allerdings nicht einkaufen, da dort erst ab zehn Euro mit Karte bezahlt werden darf. Uwe Tünnermann, Lemgo

Weil sie sich dann ganz groß, mächtig und unheimlich lässig fühlen, als wären sie in Amerika, Synonym für die „große, weite Welt“. Und jedeR soll es sehen und spüren – beim Warten und Warten und Warten …

Claudia Trageser, Berlin

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