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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Was tun, wenn eine bedrohte Tierart eine bedrohte Pflanzenart frisst? (27. 9.)

Ich sage: Die Viecher müssen zum Arbeitsamt zwecks Umschulung auf EDV = Esst die Verbreitetsten!

Regina Groening, Berlin

Tier und Pflanze fürs Album knipsen und vor den Enkeln mit frühgeschichtlichem Beweismaterial prahlen.

Susanna Mahler, Troisdorf

Nach der Töpfer/Merkel-Theorie muss man die Tierart erschießen und die Pflanzenart entwurzeln. So wird die gegenseitige Bedrohung abgewendet und beide Arten können überleben.

Hartmut Steinfeld, Norderstedt

Da hilft nur eins: Grün wählen!

Reinhard Brünner, Reichertshofen

Ganz einfach, den Kot des Tieres einsammeln und wieder eingraben!!!!

Lynn (11) aus Hambergen

Vorausgesetzt, die Knappheit der Pflanze wäre ein Grund oder sogar der Hauptgrund des drohenden Aussterbens der Tiere, würde ich mich vor allem der Pflanze annehmen. Die Pflanze zunächst an geschützten Orten züchten, vermehren und sie hernach aussetzen; die bedrohten Tiere könnten sich wieder von ihr ernähren und hätten eine Überlebenschance.

Hartmut Neubauer, Köln

Nun, da drängen sich doch gleich zwei Verfahrensweisen geradezu auf – vor allem, da doch nun auch der Pastor Fliege bei Ihnen schreibt. Die eher alttestamentarische Variante: Wenn eine bedrohte Tierart eine bedrohte Pflanzenart zu fressen droht, muss man auch fressen – oder besser wiederfressen, zurückfressen.

Als Mann könnte man sich als XY-Chromosomen-Träger darauf berufen, dass Mann ja zumindest in absehbarer erdgeschichtlicher Zeit auch zu den bedrohten Spezies zählt und damit als quasi bedrohte Spezies berechtigt ist, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Doch möchte ich hier noch anfügen, dass es sich bei den bedrohten Tierarten meistens um ziemlich ekeliges Getier, oder besser um doch dem mitteleuropäischen Speiseplan eher fern stehende Arten handelt und ich persönlich daher die neutestamentarische Variante bevorzuge: die bedrohte Spezies mit einem weiteren Exemplar der bedrohten Pflanze füttern, auf dass sie wachse und gedeihe. Was sich da doch für theologisch interessante Perspektiven ergeben, nicht wahr, Herr Fliege?

Martin Janssen, Wiegboldbur

Ein Angehöriger eines bedrohten Volksstammes soll das Tier erschießen. Auf dass er von irgendeinem bedrohten Gott später gerichtet werde.

Lorenz Ritter

Warum gibt es im Fußballstadion keine Nichtraucherplätze? (27. 9.)

Es gibt sie. Ganze zweiundzwanzig Plätze direkt auf dem Rasen. Sitzen sollten die Jungs dort allerdings nicht.

Jana Kriewel, Aachen

Weil da ohnehin so viel gute, frische Luft um einen herum ist, dass sich selbst renitente Antiraucher dort rundum wohl fühlen können? Vermute ich doch mal. Gerlind Honkacek, Leipzig

Es darf gar keine Nichtraucherplätze geben. Schließlich würde sonst das Rauchzeichen gefährdet werden, das über dem Fußballstadion zum Himmel steigt. So huldigen die Fußballfans dem Fußballgott. Dieser sorgt im Gegenzug dafür, dass der Ball rund bleibt und die spannenden neunzig Minuten möglichst langsam vergehen.

Was oft vergessen wird: Der Fußballgott liebt auch Bierdunst. Deshalb ist es wichtig, dass jeder Fußballfan pro Halbzeit mindestens ein Helles trinkt. Sonst kriegt der Fußballgott eine Wut und dann ist es bald aus mit der Bundesliga. Franz Sebald, Dortmund

Weil Rauchen immer noch als sportlich gilt! Margot Brünner, Reichertshofen

Im politisch korrekten Umkehrschluss sollte die Frage doch wohl richtiger heißen: „Warum herrscht, mit Ausnahme einiger separater Raucherinseln, kein Rauchverbot in Fußballstadien?“ Nun, da gibt es viele Möglichkeiten der Erklärung. Zum einen mag es durchaus sein, dass Gott, als Wiedergutmachung für das zweite Geschlecht, nunmehr schützend seine Hand über diese letzte Enklave der Männlichkeit hält und per Dekret, Bann und Fegefeuerandrohung alles weibisch Tolerante von Fußballplätzen fern hält.

Eine weitere mögliche Erklärung für das angesprochene Phänomen gründet auf der Tatsache, dass Fußball zu den wenigen bekannten Sportarten gehört, in denen Sportler aus den USA von Amerika denen aus Deutschland unterlegen sind und dies auch wissen. Somit wird die geneigte Anhängerschar der teutonischen Fußballkultur zwar kritisch durch die Moral und Menschenrechtshüter beäugt, da sie aber nur über Rudimente an Bodenschätzen verfügen, werden ihnen ihre Rituale und unamerikanischen Sitten verziehen und belassen.

Es mag auch sein, dass die Wurzeln des von Ihnen aufgeworfenen Problems tief in der deutschen Rechtsprechung verankert sind. So ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass in einem Gesetzestext zur Regelung von Vereinsatzungen der Fußballfan durch den „Konsum von Fußball, Frauen und Filterzigaretten“ stereotypisiert wurde. Somit wäre ein weitgehend rauchfreies Stadion ein elementarer Beschnitt des Individuums in der Entfaltung seiner Persönlichkeit und ein Affront wider unser Rechtssystem.

Kumuliert man diese Erklärungen, gelangt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass es Nichtraucherplätze im Fußballstadion nicht gibt, weil es nun einfach mal so ist. [Aha, Ontologie!? Verstehen wir aber recht: Männer sind, wie sie nun mal sind: herrisch intolerant – und dulden deshalb keine Nichtraucherplätze im Stadion? Da sind wir doch lieber weibisch tolerant und auch noch angemessen stolz darauf: die empörte Red.]

Dirk Nachtigall, Leipzig

Warum lassen sich Beipackzettel von Medikamenten nach dem Entfalten nie wieder in den Originalzustand zurückfalten? (20. 9.)

Man soll sie gar nicht erst entfalten, denn dann kann man „zu Risiken und Nebenwirkungen den Arzt oder Apotheker fragen“.

Margot Brünner, Reichertshofen

Wer diese Frage stellt, beherrscht anscheinend nicht die alte fernöstliche Kunst des Kalami. Diese bezieht sich ursprünglich zwar nur auf Straßenkarten, sollte aber auch auf Beipackzettel anwendbar sein. Christoph Baumann

Das sind halt die Nebenwirkungen.

Horst Kramm, Sulingen

Zu Wolfram Giese (27. 9.): Lieber Wolfram Giese, warum falten viele Arzneimittelhersteller die Beipackzettel, die ihren Produkten beiliegen, so, dass es für manche Menschen – zum Beispiel für Katrin Voigt (und vielleicht auch sieben ihrer Freunde und Bekannten) – schwierig ist, diese Beipackzettel wieder in den Originalzustand zurückzufalten? Lorenz Ritter, Hamburg

Letztlich erhärtet sich bei diesem Phänomen bei mir der Verdacht, dass es eine erwünschte Nebenwirkung ist, den Konsumenten oder Patienten in einer Art „Rückfaltungswahn“ zu fesseln und somit von den eigentlichen Risiken und Nebenwirkungen abzulenken.

Markus Eichler, Münster

Warum dürfen Sozialhilfeempfänger nicht unter Palmen leben? (13. 9.)

Natürlich dürfen sie! Unter Palmentapeten! Denn in Zukunft können sie mit ihrer in Deutschland beantragten Renovierungsbeihilfe (Danke, Sozialhilfeempfänger Rolf!) gerne eine Fototapete mit Palmenmotiv an die Wand kleben, der Heizkostenzuschuss sorgt für die nötige Wärme, und vielleicht können sie noch ein paar Euro einsparen und eine echte Yucca-Palme kaufen – perfekt ist das Florida-Flair!

Frau C. T. in Rage

Gelegentlich findet man schon Sozialhilfeempfänger unter Palmen. Sie leben dort allerdings inkognito. Man erkennt sie aber am Goldkettchen!

Margot Brünner, Reichertshofen

Ich kann die Debatte um all die armen Sozialhilfeempfänger unter Palmen nicht nachvollziehen. Manche von diesen Aussteigern können einem wirklich Leid tun. Da geht ein Sozialhilfeempfänger mit seinen kärglichen Bezügen in den Süden und zieht unter eine Palme, schon wird er systematisch fertig gemacht und als Schmarotzer bezeichnet.

Dabei hat er unter seiner Palme eine große humane Aufgabe zu vollbringen: Er ist hier mit seiner zu Hause schmalen Stütze ein Großverdiener und muss zwölf achtköpfige Familien mitversorgen. Die Sozialhilfe wird damit zur Entwicklungshilfe, es ist nicht nur einem geholfen, sondern vielen hungernden Kindern. In diesem Sinne schnüre ich ein Care-Paket und schicke es an Rolf (Adresse: Unter der hohen Palme links). Er soll es an seine Mitbewohner weiterverteilen.

Horst Leinemann, Bonn

Weil wir ein Volk von Neidern und Missgünstlingen sind. Für diese Knickrigkeit sollten wir uns alle schämen.

Beatrix Schrummel, Kaiserslautern

Fürsorgepflicht der Politiker gegenüber dem Sozialhilfeempfänger (sie haben ja geschworen, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden). Denn: Bei einer fallenden, auf den Kopf treffenden Kokosnuss erleidet er einen „Dachschaden“.

Im Gegensatz dazu können sich Steuerflüchtige etc., die unter Palmen leben dürfen, mit ihrem Geld ein Netz unter die Palme spannen, damit sie keinen „Dachschaden“ erleiden.

Harald Schmanteck, Braderup

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