: letzte Fragen
Wieso müssen eBayer in der Werbung nie klicken oder tippen? (5. 3.)
Das hängt mit der Natur des eBayens zusammen. Prinzipiell geht es darum, ein Gebot abzugeben und anschließend zu verfolgen, ob das eigene Höchstgebot überboten wird. Nach Abgabe des Gebots muss nur noch abgewartet bzw. der Monitor beobachtet werden. Bei einem Browser mit Auto-Refresh (Aktualisierung der angezeigten Webseite nach voreingestellten Wartezyklen) ist nach der Gebotsabgabe kein weiteres Klicken nötig, es sei denn, das Gebot muss aktualisert werden, da jemand noch mehr Geld bietet. [Und so was haben die in der Werbung alle schon? Noch von hinterm Mond: die Red.]
Mark Müller, Dortmund
Was ist das Schlimme an Gutmenschen? Und was wäre die Alternative? (5. 3.)
Während meines Zivildienstes vor etwa 150 Jahren musste ich als junger Gutmensch feststellen, dass es durchaus auch Behinderte mit miesem Charakter gibt. Diese Erkenntins hat mich zunächst verunsichert, dann aber gestärkt: Ich will Arschlöcher nicht mögen dürfen! Menschen von schlechtem Charakter will ich an den Pranger meines Herzens stellen und mit schlimmen Worten bewerfen! Idioten! Schwachmaten! Haderlumpe! Und dabei soll es keine Rolle spielen, welcher Minderheit sie angehören, welcher politischen Richtung oder welchem Volke. Arschlöcher raus! Die Alternative zum Gutmenschen ist übrigens der Mensch. Der ist nämlich von Natur aus gut. [Und Arschlöcher sind keine Menschen? Ganz humanistisch: die Red.]
Lorenz Ritter
Das Schlimme an Gutmenschen ist, dass sie die ganze Zeit um mich rumwuseln und mich mit ihrer Selbstzufriedenheit nerven, sodass ich aus reiner Opposition böser werde, als ich sowieso schon bin. Das Schlimme an Gutmenschen ist also unter anderem, dass sie Wenigergutmenschen schlechter machen. Meine persönliche Alternative wäre, mich unter Schlechtmenschen zu begeben und dann aus Opposition zum Wenigerschlechtmenschen zu werden.
Rose Remmert, Freiburg
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ (J. W. v. G.) Am Gutmenschen kann nichts Schlimmes sein. Schlimm ist allenfalls, dass dieser Begriff im allgemeinen Trend, die guten Eigenschaften anderer zu verlästern und die eigenen Schandtaten euphemistisch zu bemänteln, eine Abwertung erfahren hat. Schwierig, schwierig. Worte bekommen neue Bedeutungen. Wolf Biermann hat sinngemäß gesagt: „Wörter, die ursprünglich was Gutes bezeichnen, können durch falsche und böse Verwendung unbrauchbar bzw. unbenutzbar werden.“ So haben wir schon die Mutation des Wortes „Pazifist“ zum Schimpfwort erlebt und werden die Bezeichnung trotzdem nicht ersetzen, und seit ich in einem „Leitwort des Herausgebers“ einer IT-Zeitung gelesen habe, wie man durch die Bezeichnung von Wehrdienstleistenden als „Nichtverweigerer“ Zivildienstleistende, ohne sie zu nennen, diffamieren kann, weiß ich nicht, ob ich mich ärgern oder freuen soll über das Spiel mit der Sprache; denn Satire und Ironie möchte ich nicht missen.
Hartmut Schnarre, Bissendorf
Nachtrag zu meiner gestrigen Mail: Direkt nach dem Aufwachen hörte ich aus meinem Radiowecker im Deutschlandfunk Kommentare und Pressestimmen. Da wurde aus KIRCHENKREISEN (von wo genau, habe ich – noch im Halbschlaf – nicht richtig gehört) zum Antidiskriminierungsgesetz gesagt, man müsse jetzt den „Tugendterror der Gutmenschen“ befürchten. Jetzt bin ich armer Gutmensch völlig ratlos. Meine Verteidigungslinien brechen im friendly fire zusammen. „Tugendterror“ – das hatte ich noch nie gehört. Ist das neu? Vielleicht können Sie diese literarische Schöpfung als „Unwort des Jahres“ einreichen? Hartmut Schnarre, Bissendorf
Das Schlimme an Gutmenschen ist, dass die Frage nach wie vor unbeantwortet bleibt, ob mehr Gutes oder mehr Schlechtes durch guten Willen in die Welt gesetzt wurde, wobei der Verdacht auf Letzterem liegt. Alternative: demokratische Abstimmung über die Definition des Guten. Andreas und Mirjam
Reuland, Heidelberg
Gestank oder feuchter Po: Flachspüler oder Tiefspüler? (26. 2.)
Die Frage bietet nur die klassische Auswahl, nach der mensch zwischen Pest oder Cholera wählen darf. Letztere Seuche passt überdies auch zu den sanitär-hygienischen Zusammenhängen, denn gerade die Cholera-Epidemien des vorletzten Jahrhunderts beispielsweise in Hamburg waren den Wie-auch-immer-Spülern der feinen Leute elbaufwärts geschuldet: Von den gerade modern werdenden WCs ging es durch die Siele flugs direkt zu den armen Schluckern (!) flussab, die dies unmittelbar zum Waschen und Kochen „recycelten“.
Heutzutage sind wir ja auf- und die Abwässer abgeklärter. Tiefspülen mutet ja so tiefschürfend an und ist wohl daher gegenüber den Flachspülern im Vormarsch. Da sind wir im 21. Jahrhundert angekommen und haben schon wieder überall diese Plumpsklos, nun im Gewande eines Wasser-Closetts! Eine zivilisierte, ausgereifte Technologie ist das wahrlich nicht.
Es gäbe auch hier einen dritten Weg: eine gut durchlüftete Trockentoilette moderner Bauart, wie es sie in Skandinavien schon seit geraumer Zeit gibt und in all den Sommerhäusern gern genutzt wird. Mit dem richtigen Modell gibt es so gänzlich geruchs- und platschfreie Sitzungen.
W. Hoffmann, Kassel
Ist das nicht scheißegal?
Nee, ist doch nicht scheißegal. Der Flachspüler erhöht die Lebenserwartung und ermöglicht wichtige Einblicke in das, was der Mensch so hervorbringt: Blut im „Stuhl“, schlecht verankerter Zahnersatz, den Heidelbeerkuchen von gestern … Also: Gestank ist besser. Vita olet! Judith Leonhard
Man stelle sich vor, man hätte nur Tiefspüler in der Wohnung. Ferner stelle man sich vor, der Onkel Doktor drückt einem ein kleines Döschen in die Hand für den Stuhltransport. Zu Hause wird man feststellen, dass das mitgegebene Löffelchen für Tiefspüler zu kurzstielig ist. Glücklich der, der auf (wie auch immer geartete) Nachbarschaftshilfe bauen kann, oder jener, der Kinder im Töpfchenalter hat. Für die anderen gilt: gut zielen! Andreas Bremerich, Bottenhorn
Wer für Tiefspüler plädiert, hat bestimmt noch nie eine teure Zahnkrone verschluckt. Maike Janßen, Berlin
Weichspüler. Andreas und Mirjam Reuland, Heidelberg
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