leserinnenbriefe :
■ betr.: „Junge-Reyer droht mit Vertragskündigung“,taz vom 6. 7. 09
Vernünftigen Service bieten
Es ist schon ein äußerst merkwürdiges Verhalten unserer Berliner Politiker – vor allen Dingen von der SPD –, wenn sie sich jetzt vor laufenden Fernsehkameras so „künstlich“ aufregen; haben sie doch letztendlich diese chaotische Entwicklung bei den ehemals öffentlichen – jetzt privaten – Unternehmen wie zum Beispiel der S-Bahn GmbH mit verursacht.
Ob man die Privatisierung der Post, der Telekom, der Bahn oder der Krankenhäuser betrachtet, überall ist der Service und die Kundenfreundlichkeit massiv zurückgegangen, weil man nur noch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten agiert, wo es eigentlich völlig unangebracht ist: Schnelle Rendite ist gefragt, und der Gang an die Börse schon programmiert! So war es auch bei der S-Bahn, deshalb ist hier nicht nur die Auswechslung von Führungspersonal angebracht, sondern auch ein schnelles Umdenken in der Aufgabenstellung und im Service: Der Kunde darf nicht nur zur Kasse gebeten werden, sondern ihm muss auch wieder ein vernünftiger Service geboten werden! THOMAS HENSCHKE, Berlin
■ betr.: „Weihnachten wieder im Fahrplan“, taz vom 8. 7. 09
Irreführung bei Fahrradmitnahme
Die derzeitige Misere ist jedoch beileibe nicht das einzige Kritikwürdige an diesem Unternehmensteil der Deutschen Bahn. Kundendienst wird nämlich nicht nur kleingeschrieben, sondern es gibt auch massive Irreführungen auf dem Gebiet der Fahrradmitnahme.
Als ich vor etwa drei Jahren vom Firmen- zum Umwelttarif zurückwechselte, weil der Preisvorteil des Ersteren fast gänzlich geschwunden war, freute ich mich, wieder im Besitz einer übertragbaren Fahrkarte zu sein, auf die ich nach 20 Uhr und am Wochenende bis zu vier weitere Personen mitnehmen durfte. Selbstverständlich nahm ich auch oft mein Fahrrad mit, wie ich es aus der Zeit vor der Nutzung des Firmentarifs gewohnt war. Bei einer Kontrolle zeigte ich meine Umweltkarte für mich und mein Fahrrad vor. Ich fiel aus allen Wolken, als der Kontrolleur dennoch eine Fahrradkarte für mein Fahrrad sehen wollte. In der zuständigen Zahlstelle im Ostbahnhof erfuhr ich dann, dass die Tarifbestimmungen vor drei bis vier Jahren tatsächlich dahingehend geändert worden waren, dass auf eine Umweltkarte zwar immer noch vier Personen mitgenommen werden dürfen, Fahrräder aber seitdem auch am Wochenende davon ausgenommen sind.
Eine solche Tarifänderung ließe sich noch mit extremem Platzmangel in den Zügen (wie er derzeit herrscht) oder mit genereller Fahrradfeindlichkeit des Bahn-Unternehmens erklären, hätte es in diesem Frühjahr nicht gleichzeitig eine massive Kampagne zur Fahrradmitnahme in der S-Bahn gegeben, die auch durch Umbaumaßnahmen in den Zügen propagandistisch untermauert wurde. Gerade in der Kombination Umweltkarte mit Mitnahme von sage und schreibe vier Personen einerseits und fehlende Mitnahme auch nur eines Fahrrads andererseits liegt der geradezu hinterhältige Umgang mit den Fahr-„Gästen“. ORTWIN ZEITLINGER, Berlin
■ betr.: „Weihnachten wieder im Fahrplan“, taz vom 8. 7. 09
Wohin Steuergelder fließen
Nach dem Mauerbau 1961 gab der Berliner Volksmund der S-Bahn das Synonym „Stacheldrahtbahn“, weil politisch das Gefühl vermittelt wurde, dass mit jeder Fahrkarte für eine Fahrt mit der Stadtbahn der „Mauerschmuck“ finanziert würde. Aber sie fuhr wenigstens, und niemand fühlte sich bei ihrer Nutzung in irgendeiner Form gefährdet. 2009 ist das anders: Diesmal gibt es eine gesicherte Erkenntnis, dass größere Beträge zweckentfremdet werden und, statt für die Infrastruktur und Sicherheit der S-Bahn verwendet zu werden, als „Pflichtgewinnabgaben“ bei der Deutschen Bahn landen. Die Berliner sollten daher genau darauf achten, wohin in diesem Falle ihre Steuergelder fließen. OTTO EIGEN, Berlin
■ betr.: „Becken! Pauke! Gib’s ihm, bum, bum!“; Interview mit dem Pyrokünstler Hans-Georg Kehse, taz vom 6. 7. 09
Kriegserklärung an die Natur
Der soll den Berliner Himmel doch in Ruhe lassen! Ist es nicht schon laut genug? Ist unsere Luft nicht schon verpestet genug, dass noch zusätzliche Giftschwaden über die Stadt ziehen müssen? Gerade hat die taz über die vielen Vogelarten geschrieben, die auf dem Tempelhofer Feld ihren Rückzug fanden. Die sind nun alle zum Abschuss freigegeben. Dieses Feuerwerk ist Umweltverschmutzung und Bedienung von Sensationslust aus kommerziellen Gründen. Eine Kriegserklärung an die Natur, ein Missbrauch von Technik und eine Veruntreuung des Himmels. Veranstaltungen dieser Art dürften nicht genehmigt werden. HORST JAHN, Berlin