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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Bleierne Jahre kommen wieder

■ betr.: „Die Piraten sind mir zu konservativ“, Interview Brigitte Zypries, taz vom 11. 9. 09

Frau Zypries demonstriert die übliche SPD-Reaktion, wenn aus dem eigenen „Lager“ einmal Gegenwind kommt: Eigentlich war man ja gegen die Netzsperren, hat dann aber noch die totale Verbesserung hineinverhandelt und ist jetzt beleidigt, dass das wieder keineR versteht. Ja klar, der Verzicht auf staatliche Überwachung und Zensur elektronischer Kommunikation ist „konservativ“. Die gleiche Argumentationsweise werden die Älteren noch von der Abschaffung des Asylrechts 1992 kennen (damals Lafontaine). Inzwischen gibt es offensichtlich keine politische Überzeugung mehr, die für die SPD nicht verhandelbar wäre – zumindest vermag ich mir nicht vorzustellen, an welchem Punkt denn Schluss wäre. Weil Frau von der Leyen die Verfassung brechen möchte (indem sie Einzelverträge mit den Providern abschließen wollte), muss man also ein Gesetz machen, um genau das zu legalisieren? Ich fürchte, die deutsche Sozialdemokratie braucht eine lange Pause zur Regeneration. Die bleiernen Jahre kommen wieder. FABIAN KLASSE, Berlin

Zeigen Sie uns die Opfer

■ betr.: „4:1 für den Krieg“, Titelfoto, taz vom 9. 9. 09

Was, bitte schön, sollen die seit geraumer Zeit wiederkehrenden „Kriegs“-Fotos auf der Titelseite? Der Informationswert dieser Fotos im Blick auf das abzuhandelnde Thema ist gleich null. Wenn schon Bilder vom Krieg, dann bitte auch richtige Bilder vom Krieg und keine Isaf-Heldenfotos. Philip Jones-Griffiths, Don McCullin und andere zeigen, was Fotos vom Krieg sind. Wenn Sie meinen, Bilder vom Krieg zeigen zu müssen, dann zeigen Sie uns die Opfer, alles andere ist Propaganda. THOMAS QUADT

Reißerischer Trend

■ betr.: „4:1 für den Krieg“, Titelfoto“

„Bundeswehrsoldaten bei einer Gefechtsübung“. Nun können wir auch die taz nicht mehr offen auf dem Tisch liegen lassen, wenn wir unseren kleinen Kindern nicht immer wieder erklären wollen, warum Menschen auf Menschen schießen und warum es Kriege gibt, Morde, Vergewaltigungen und so weiter. (Das ist Kindern eben nicht so einfach zu erklären.) Muss nun auch die taz mit ihrer Titelseite dem reißerischen Trend der anderen Medien folgen?

GILA HAMELMANN

Vom Geschehen ist nichts zu sehen

■ betr.: „Die kontaminierte Kanzlerin“, taz vom 9. 9. 09

Schlechte Nachrichten zu vermeiden ist aus Sicht der Verteidigungsministers notwendig, um die Bevölkerung nicht zu überfordern, und das Ergebnis seiner Pressearbeit ist, aus dieser Perspektive gesehen, doch nicht so schlecht, wie manche behaupten.

Schaut man auf die begleitend in der taz veröffentlichten Bilder, sieht die Situation in Afghanistan auch recht harmlos aus. Am Samstag ist auf Seite 2 das aufgeräumte Schlachtfeld zu sehen, Montag ein Grab mit betenden Angehörigen, Seite 2. Dann am Dienstag Minister Jung auf Seite 1 und 2 und am Mittwoch vier deutsche Soldaten unterwegs im Gelände (eine gelungene Aufnahme) auf Seite 1 und Kanzlerin Merkel auf Seite 2. Das war’s mit den Bildern zu diesem Vorfall. Vom Geschehen vor Ort ist sonst nichts zu sehen. Die Presseabteilung des Verteidigungsministeriums hätte vermutlich auch keine anderen Bilder ausgesucht. EIKE BOLLAND, Kassel

Keine Lösungen ist Sicht

■ betr.: „Karsais Lager hat betrogen“, taz vom 8. 9. 09

Die festgestellten Manipulationen der Wahl in Afghanistan entlarven wohl endgültig das ursprünglich ausgegebene Ziel, „Brunnen, Bildung, Aufbauprojekte, Sicherheit, Frieden und Demokratie den Menschen zu bringen“. Nach fast acht Jahren „Kampfeinsätze“ ist die Sicherheitslage für die Menschen eher schlechter als 2001. Schlimmer: Nach den Bombardierungen der letzten Tage steigt die Gefahr, dass der eskalierende Hass auch bei uns zu Anschlägen führt.

Krieg und Gewalt schaffen keine Lösungen, sondern immer nur Gegengewalt. Diese Binsenwahrheit aller Kriege droht in Deutschland vergessen zu werden, nachdem fast alle Zeitzeugen der Kriegsgenerationen verstorben sind. Leider gibt es trotz der Zig-Millionen Kriegstoten der beiden Weltkriege in Deutschland nur noch eine einzige Partei, die auch heute noch Krieg als Mittel der Politik vorbehaltlos ablehnt.

KURT LENNARTZ, Aachen

Verdrehen und verschweigen

betr.: „Kriegsminister unter Beschuss“, taz vom 8. 9. 09

Jetzt hat auch Deutschland seinen „Rumsfeld“. Jungs Masche: verdrehen, verschweigen, beschönigen …

Ist keinesfalls alles gut, was über den großen Teich zu uns herüberkommt! WOLFGANG BOCK, Düsseldorf