leserinnenbriefe :
Blindwütige Machtgeilheit
■ betr.: „Freibank. Drecksarbeit“, taz vom 5. 7. 10
Nie spielt sich Gabriele Goettle in den Vordergrund, und diesmal rückt sie ihre Gesprächspartnerin unglaublich einfühlsam in die Mitte des Geschehens, ohne dass diese Frau, Susanne Neumann, das zur Selbstdarstellung nutzt. Fantastisch, wie diese Gesprächspartnerin die blindwütige Machtgeilheit der Politiker von CDU und SPD – um nur die zurzeit größten Parteien zu nennen –, die Brutalität im Sozialen und die Raffgier der Lobbyisten demaskiert. Toll, wie Susanne Neumann und Maybrit Illner dem Amokläufer im Sozialen sein wohlverdientes Armutszeugnis ausstellen.
Der einleitende Satz fasst das Gespräch und seine Ziele zusammen: Irgendwann knurrt der Hund und beißt. GERT GROPP, Breberen
Die Schwäche der Parvenüs
■ betr.: „Freibank. Drecksarbeit“, taz vom 5. 7. 10
Abgesehen vom „Ruhrpott“, der dummes Neudeutsch ist, ein erfrischender, ein Mut machender Beitrag, trotz aller Misere der Unterbezahlten, der Unterprivilegierten. Und: Treffender als Susanne Neumann kann das Asoziale der Clements, Schröders, Hombachs etc. pp. kaum ausgesprochen werden. Wem fiele da nicht ein „Wer hat uns verraten …?“ und nicht nur diese! Übrigens, die Schwäche der Parvenüs: Sie vergessen oder verleugnen ihre Herkunft.
REINHARD SCHARNHÖLZ, Kerpen
So kann’s nicht weitergehen
■ betr.: „Freibank. Drecksarbeit“, taz vom 5. 7. 10
Danke an Gabriele Goettle für das Porträt von Susanne Neumann, zugleich das Porträt eines Staates und seiner Politik, die der Menschenverachtung den Nährboden bereitet. Ich bin ertappt bei meiner faktischen Abkehr und wohl begründeten Abneigung gegen die aktuelle Gewerkschaftsbewegung. Susanne Neumann belehrt mich eines Besseren. Hochachtung und Danke. Nee, so kann’s wirklich nicht weitergehn! ANITA WEISS, Leipzig
Mehr Einnahmen müssen her
■ betr.: „Kommunalfinanzierung. Dunkler, kälter und teurer“,taz vom 2. 7. 10
Es kann eigentlich nicht sein, dass den Kommunen für ihre vielfältigen Aufgaben das Geld ausgeht. Und die FDP nichts Besseres vorzuschlagen weiß, als die Gewerbesteuer abzuschaffen. Es ist an der Zeit, dass die Regierung sich endlich um die Einnahmeseite ihrer Finanzen kümmert, wozu die Einführung einer Vermögensabgabe sowie die Abschaffung von umweltschädlichen Subventionen gehören könnten. Dann könnte auch eine bessere Finanzverteilung an die Länder und Kommunen erfolgen. Die Infrastruktur von Kommunen wie Jugendarbeit oder öffentlicher Nahverkehr sowie Schulen darf nicht verhandelbar sein. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Geistiges Armutszeugnis
■ betr.: „Elterngeld. Familienministerin findet Kürzung okay“,taz vom 6. 7. 10
Zynismus, dein zweiter Name ist Schröder.
„Familien brauchen Verlässlichkeit und nicht jede Woche neue Sparvorschläge“, da hat Schröder recht, unsere Familienministerin. Deshalb sollen auch nicht arbeitende Hausfrauen weiterhin Elterngeld bekommen. Für Hartz-IV-Empfänger aber gibt’s kein Elterngeld mehr. Hartz-IV-Empfänger mit Kindern sind nach dieser Logik keine Familien (Was sind sie dann, Frau Schröder?) und brauchen keine Verlässlichkeit, weil die Gesellschaft meint, sie nicht zu brauchen. Welch geistiges und moralisches Armutszeugnis!
GUDRUN KÜSSNER, Berlin