leserinnenbriefe :
Verdächtige Minderheiten
■ betr.: „Kampf um die Prestigestadt“, taz vom 29. 3. 11
„Ganze Busladungen von gefangenen schwarzafrikanischen Gaddafi-Soldaten wurden weggekarrt.“ Wie sicher sind solche Aussagen? Ich frage: Wer weiß, ob es sich tatsächlich um Söldner handelt. Weil vermutlich Söldner aus dem Tschad und Mali für ihn [Gaddafi] kämpfen, sind eine Million afrikanischer Flüchtlinge und Tausende afrikanischer Wanderarbeiter in Gefahr, ermordet zu werden. Wer weiß, ob es sich nicht um Wanderarbeiter oder Flüchtlinge aus Süd-Sudan, Uganda, Simbabwe, der Demokratischen Republik Kongo, Sierra Leone oder Burundi handelt, die dort abtransportiert wurden. Insgesamt waren bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs ungefähr 1,5 Millionen Schwarzafrikaner in Libyen als billige Lohnarbeiter in der Ölindustrie, in der Bauindustrie, Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor beschäftigt. Am 26.Februar berichtete BBC über barbarische, pogromartige Massaker, welche die Rebellen und der sie begleitende Mob an schwarzafrikanischen Arbeitern in Libyen verübten. Viele dieser Unschuldigen befinden sich nun auf der Flucht. Dass in Bürgerkriegen Minderheiten verdächtigt werden, sie seien Anhänger oder Söldner des Gegners und unter diesem Vorwand verfolgt und umgebracht werden, ist ein wiederkehrendes Muster in der Geschichte. Ich wünsche mir daher eine kritischere Betrachtung der sogenannten Freiheitskämpfer und ihrer Unterstützer.
MARGRIT FLIESHART, Dortmund
Die Guten und die Bösen
■ betr.: „Vernunft im Schlachtenlärm“, taz vom 31. 3. 11
Endlich habe ich mal eine differenziertere Sichtweise zu der „humanitären Intervention“ in Libyen in der taz gelesen. Im Fernsehen sehe ich die Bilder der startenden Kampfjets und höre, dass es nach Aussage der Krieg führenden Staaten keine zivile Opfer gäbe. Auch viele Meldungen in der taz beruhen vielleicht nur auf Gerüchten. Wo sind die Friedensbewegten geblieben? Ein großer Teil von ihnen stützt sich auf eine UN-Resolution, die die ersten Luftangriffe und die Errichtung einer Flugverbotszone legitimiert hat. Jetzt sollen die „Rebellen“ besser bewaffnet werden und der Abgang Gaddafis mit militärischen Mitteln erzwungen werden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass das Völkerrecht von den Kriegführenden aufgeweicht wird. Wer hält sie jetzt auf? Muss der Nato-Generalsekretär jetzt gegen USA, Frankreich und Großbritannien arbeiten?
JÜRGEN WESSLING, Hannover
Phrasendrescherei
■ betr.: „Darf man an die Grünen glauben?“, sonntaz vom 2. 4. 11
Dass Oswald Metzger auf den Grünen herumdrischt, kennt man von ihm ja schon. Mir geht es um die subtile Art, sich die Beamten und Beamtinnen als Feindbild auszusuchen. Das halte ich für eine Frechheit. Die Entscheidung, was ein Staatsdiener verdient und wie er abgesichert ist, trifft – zumindest für die Bundesbeamten – der Deutsche Bundestag. Dass die Pensionsrücklagen, die es erstmals in den 1960er Jahren gegeben hat, von allen Bundesregierungen munter für andere Zwecke ausgegeben wurden, sollte er bei seiner Kritik nicht vergessen.
Und wenn jetzt 32 Prozent der Beamten in Baden-Württemberg Grün gewählt haben, hat das ja vielleicht auch andere Gründe. Jedenfalls werden die Beamten und Beamtinnen nicht auf eine Regierung vereidigt, sondern auf das Staatswohl. Das ist meines Erachtens immer noch richtig so, auch wenn Regierungen das immer wieder versuchen zu beeinflussen. Und ganz ehrlich: Die unterschwellig anklingenden Stammtischparolen von den gut verdienenden und abgesicherten faulen Beamten, die kann ich nicht mehr hören. Ich weiß, dass es Beispiele für alle Parolen gibt, aber die finde ich nicht nur bei den Beamten, sondern überall, auch bei Politikern. Dass Metzger sich ausgerechnet die Beamtenpensionen als Beispiel einer zu sanierenden Notwendigkeit aussucht, empfinde ich als das, was er den Grünen unterstellt: Phrasendrescherei. H. JOSEF OPLADEN, Köln