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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Wege zur schönen Handschrift

■ betr.: „Keine pädagogischen Interessen“, taz vom 6. 4. 11

Als Teilnehmerin an der Fachtagung des Grundschulverbands zum Thema „Grundschrift“ möchte ich einigen Punkten des Artikels von Ute Andresen gern mein Verständnis gegenüberstellen.

Frau Andresen zieht als Fazit der Tagung: „Eine kursive Schreibschrift, in der alle Buchstaben eines Wortes verbunden werden, ist überflüssig.“ Dazu schreibt der Grundschulverband: „Die Grundschrift … kann bei weiterem Gebrauch zur individuellen Handschrift weiterentwickelt werden.“ (Grundschule aktuell Nr. 110, S. 3). Bei der Grundschrift geht es darum, den Kindern eine gut handhabbare Erstschrift zur Verfügung zu stellen, die einerseits den Druckbuchstaben so ähnlich ist, dass das Lesen keine Schwierigkeiten bereitet, und die andererseits auch Kindern mit Schwierigkeiten in der Feinmotorik – und davon gibt es immer mehr – die Möglichkeit eröffnet, flüssig und gut lesbar zu schreiben. In einem zweiten Schritt lernen die Kinder verschiedene Standardschriften kennen, sodass sie ausgehend von der Grundschrift ihre eigene Handschrift entwickeln können. Ein „Lernen in großer Gruppe“, wie Andresen vorschlägt, halte ich für das Schreibenlernen für wenig geeignet. Frontalunterricht ist in vielen Unterrichtssituationen notwendig und sinnvoll. Wenn man die Kinder jedoch beim Schreibenlernen unterstützen möchte, kann man als Lehrerin nicht an der unterschiedlichen motorischen Entwicklung der SchülerInnen vorbeisehen: Manche Kinder haben schon vorschulische Schreiberfahrungen und probieren bereits nach wenigen Schulwochen selbstständig aus, Buchstaben in ihrer Handschrift zu verbinden. Andere Kinder benötigen für diesen Prozess möglicherweise zwei Schuljahre. Gemeinsame Schreibübungen, „stille, gesammelte Arbeit an der individuellen Aneignung einer schönen, verbundenen Normschrift“ (Andresen) sind mit Sicherheit eine erbauliche Erfahrung für die Kinder. Wenn diese Schreibübungen nicht im Gleichschritt erfolgen, sondern zu einer gemeinsamen Zeit jedes Kind die Übungen erledigt, die seiner momentanen Schreibentwicklung entsprechen, kann diese Erfahrung ein Schritt auf dem Weg zu einer schönen, verbundenen individuellen Handschrift werden.

Bleibt schließlich zu hoffen, dass die LehrerInnen die Vorzüge der Grundschrift professionell „als Schreibmeister“ (Andresen) nutzen, ohne sich für die Verkaufsaktionen von Verlagen instrumentalisieren zu lassen! ULRIKE CORDIER, Den Haag

Generelle Demilitarisierung

■ betr.: „Das Unglück der anderen“, taz vom 8. 4. 11

Ich bin einverstanden: Es sei erlaubt, nicht zwingend, massive Gewaltanwendung von Machthabern gegen die eigene Bevölkerung mit Gewalt zu beenden, wenn… ja wenn das Gewaltmonopol den Machthabern entzogen, also eine weltweite generelle Demilitarisierung stattfindet, Fabrikanlagen zur Produktion von Waffen, gerade von sogenannten Kleinwaffen, abgebaut, Sprengstoffproduktion der Regulierung und Überwachung durch eine UNO-Behörde unterstellt wird und eine IDA, International Disarmement Agency, mit weitreichenden Befugnissen eingerichtet wird. Gerade in Deutschland, dem Land mit der höchsten Waffenexportquote pro Kopf der Bevölkerung, gäbe es da viel zu tun.

Ein „Interventionsgebot bereits bei Verletzung zentraler menschenrechtlicher Garantien in Einzelfällen“ kommt einer allgemeinen allseitigen Kriegseröffnung gleich. Dann Gute Nacht, Herr von der Meden. PETER BETHKE, Eutin

Helfen ohne Waffengewalt

■ betr.: „Nato zweifelt an Erfolg im Libyenkrieg“, taz vom 11. 4. 11

Noch vor Tagen fiel das gesamte politische Spektrum mit Ausnahme der Linkspartei über die Stimmenthaltung der Deutschen zum Libyen-Einsatz her. Viel Heuchelei und auch Naivität waren sicher dabei. Die Empörung war groß, dass Deutschland keine humanitäre Hilfe leisten wolle. Nur um Hilfseinsätze für notleidende Zivilbevölkerung sollte es gehen. Schnell hat sich der Sprachgebrauch geändert. Mit größtem Selbstverständnis wird nunmehr bereits über militärischen Einsatz gesprochen, wie er seit Jahren in Afghanistan alles andere als Frieden und Humanität gebracht hat. Krieg scheint zur alternativlosen Normalität an jedem Ort der Welt zu werden. Das Faustrecht gilt als humanitäres Recht und soll völlig legitim angewandt werden, wo innere Konfliktherde entstehen und die mächtigsten Herrscher der Welt militärisch zuschlagen wollen. Dabei ist das vorgegebene humanitäre Anliegen höchst zweifelhaft, wo es doch so viele Flüchtlingsdramen gibt und so viel humanitäre Hilfe zu leisten wäre – ohne Waffengewalt. ROLAND WINKLER, Remseck