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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Kein gutes Mittelfeld

■ betr.: „Deutschland im guten Mittelfeld“, taz vom 20. 4. 11

In ihrem Fortschrittsbericht für die allgemeine und berufliche Bildung zeigt die EU-Kommission auf, dass das deutsche Bildungswesen vier der fünf Bildungsziele, die europaweit für 2010 gesteckt waren, verfehlt hat. So erreichten beispielsweise nur knapp 74 % der deutschen SchulabgängerInnen einen Abschluss in Gymnasien und Berufsschulen. Die europäische Zielmarke lag bei 85 %, der EU-Durchschnitt bei 78,6 %. Die deutsche Quote der Teilnahme Erwachsener an Weiterbildungsveranstaltungen betrug 7,8 %, während als Ziel 12,5 % vorgegeben waren und der EU-Schnitt bei 9 % lag. Und Deutschland leistete sich eine Schulabbrecherquote von 14,6 %, während Länder wie Polen und Tschechische Republik mit Niedrigwerten von 7,4 % bzw. 5,7 % aufwarten können.

Die blamablen Werte für Deutschland bestätigen das Bild, das eigentlich auch die taz üblicherweise zeigt: ein deutsches Bildungswesen, das mit rigider Selektivität und großen notorischen Integrationsschwächen ein relativ schwaches Erfolgsniveau aufweist und den aktuellen und erst recht den perspektivischen sozialen, politischen und ökonomischen Anforderungen nicht gerecht wird.

OSWALD PANNES, Köln

Energie sparen

■ betr.: „Tschernobyl. Fukushima. Und jetzt?“, taz vom 21. 4. 11

No Nuke! Diese verhassten Atom-Brüter-Eier müssen weg, so viel steht fest. Nur dürfen wir hierbei eines nicht vergessen: Die Umkehr in Richtung Erneuerbare wird uns teuer zu stehen kommen. „So“ jedenfalls will es uns die Atomlobby und deren Gefolgschaften in die Birne hämmern.

Ich für meinen Teil halte weiterhin an den Energiesparmaßnahmen fest, um den Strom-Wasser-Gas-Verbrauch herunterzufahren.

VOLKER HILDENBRAND, München

Teil des Spiels

■ betr.: „Grüne Karte für Obama“,taz vom 20. 4. 11

Warum die Ratingagenturen bezüglich USA stillhalten und nur ein bisschen Show fürs Publikum veranstalten? Weil sie Bestandteil des Spiels sind: Durch „Insideraction“ können sie mit Ländern, die klein genug sind (und Fehler machen), spielen und den Finanzspielern Extragewinne durch höhere Zinsen zuschustern, inzwischen auch durch uns Steuerzahler garantiert. Bei größeren Ländern ist das zu riskant, bei kleinen klappt das super. THOMAS KELLER, Königswinter

Zank wäre schnell beendet

■ betr.: „Vorkehrung für künftige Flüchtlingswellen“, taz v. 19. 4. 11

Sehr peinlich, wie sich Europa gegenüber den Flüchtlingen unterschiedlichster Art gebärdet. Wieso sollen Italiens Bürger allein eine Situation ausbaden, die durch die menschenverachtende Politik der gesamten EU maßgeblich gefördert wird? Der Zank wäre ganz schnell beendet, wenn zumindest die Wirtschaftsflüchtlinge nach dem Verursacherprinzip verteilt würden, und zwar anteilsmäßig schön proportional zur Gesamtmenge der subventionierten Agrarexporte (die über Dumpingpreise die Existenz der Bauern in Afrika zerstören) und der legal bis illegal an afrikanischen Küsten erbeuteten Fische (Ruin für heimische Kleinfischer)! Wer in dem vorgeschlagenen Verteilungssystem dann Angst vor der Einwandererflut hat, wird die Politiker abwählen, die dieses Dumpingsystem und diesen Mundraub aufrechterhalten – und somit könnten auch diese Verbrechen an der Menschheit mal zum Ende kommen.

SABINE MIEHE, Marburg

Deutsche Regierung torpediert

■ betr.: „Stresstest für Staaten“, taz vom 18. 4. 11

Es gab ja mehrere Anläufe, auf die globalen „wirtschaftlichen Ungleichgewichte“ einzuwirken, wobei festgestellt wurde, dass Deutschland durch seine massiven Exportüberschüsse ein Risiko für die Weltwirtschaft darstellt. Die in die Krise geratenen Iren und Spanier konnten sich ja nur deshalb so hoch verschulden, weil die Deutschen überschüssige Ersparnisse auch in diesen Ländern anlegten. Die Griechen wurden gezwungen, trotz ihrer misslichen Lage weiterhin Waffenkäufe aus Deutschland zu tätigen. Trotz dieses Exportüberschusses sind die deutschen privaten Haushalte zum Teil erheblich überschuldet, daher kommt auch der Binnenhandel nicht in die Gänge. Minister Brüderle hatte zwar angedeutet, die Löhne anzuheben, aber erfolgt ist wohl wenig. Und die Bundeskanzlerin möchte das Konzept der niedrigen Löhne und Rentenkürzungen am liebsten auch auf die übrigen EU-Länder übertragen. Nur, wenn dort überall gespart werden soll, wie sollen dann die bereits unter dem EU- Rettungsschirm sich befindenden Länder ihre Wirtschaft dann wieder in Gang bringen? Auch einen neuerlichen „Stresstest“ wird die deutsche Regierung zu torpedieren wissen.

H. SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel