leserInnenbriefe:
Weltanschauung
„Religion hat in Bildungseinrichtungen nichts zu suchen“, taz Nord 22.7.24
Wieso sollten Bildungseinrichtungen eigentlich weltanschaulich neutral sein – was ohnehin eine verschleiernde Wortwahl ist, denn der Säkularismus ist eben auch eine Weltanschauung – hier zeigt sich, im Detail, ein verbreiteter Unwillen das eigene Weltbild als solches wahrzunehmen, was umso problematischer ist, weil man sich damit der Diskussion entzieht (was, siehe Frankreich, einen Umschlag ins Autoritäre umso leichter macht). Es gibt in Deutschland einen nicht unwesentlichen Anteil an religiösen Menschen – und die haben erst einmal dasselbe Recht auf einen gesellschaftlichen Gestaltungsanspruch wie Atheisten. Was die Entscheidung über die Zulässigkeit angeht: Ja, klar, wieso sollten das nicht die Jugendämter entscheiden? Man kann klare Kriterien definieren, denen Kitas gerecht werden müssen, wenn sie staatliche Finanzierung in Anspruch nehmen. Das Problem stellt sich ja auch bei nicht-religiösen Kitas. O.F., taz.de
Ideologie
„Religion hat in Bildungseinrichtungen nichts zu suchen“, taz Nord 22.7.24
Religionsfreiheit ist meines Erachtens nicht ausschließlich ein negativer Begriff (frei von Religion). Er ist auch positiv zu verstehen (frei für Religion). Gerade in einer demokratischen Gesellschaft ist es wichtig, Angebote verschiedener religiöser Träger zu haben, um ebendiese Religionsfreiheit zu wahren. Dass damit natürlich nicht andere Formen von Diskriminierungen einhergehen dürfen, sollte klar sein. Aber das gilt für jede staatlich finanzierte Einrichtung. Die gängige Kritik an Religiositäten orientiert sich häufig an deren Ideologien. Dies mag in vielen Fällen richtig sein, kann jedoch nicht verallgemeinert werden. Jede Einrichtung orientiert sich an irgendwelchen Ideologien. Es ist eine bewusste Entscheidung, seine Kita demokratisch, neoliberal, religiös oder antireligiös zu gestalten. Wenn man das nicht tut, schwimmt man blind mit dem Strom. Von daher finde ich es gut, dass es eine muslimische Kita gibt. Mzungu98, taz.de
Ansprüche
„Die Mütter kamen schlecht weg“, taz Nord 21.7.24
Endlich eine Analyse über dieses wichtige Thema, das ansonsten so tot geschwiegen wird. Was mir allerdings auffällt, dass die Gesellschaft, wie auch hier wieder, an die Frauen im 68er-Aufbruch wesentlich höhere Ansprüche gestellt hat, sowohl an ihre innerpsychische Aufarbeitung von Geschlechterrollenverständnisse als auch an ihre Wirkmacht in einer immerhin sehr stark konservativ männlich dominierten Gesellschaftsordnung, in der sie massiv unterdrückt wurden. Wobei gleichzeitig dieser Anspruch an Männer nicht gestellt wurde und wird. Bis tief in die 90er wurden körperliche Unzulänglichkeiten gesucht und vordergründig deklariert, um Frauen in ihrer Gleichwertigkeit und Leistung massiv zu degradieren. Dies hat die 68er-Männergeneration nicht geschafft, die Feministinnen hingegen schon. Privatkundig, taz.de
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Schlusslicht
„Hamburg geht den Bach runter“, taz Nord vom 17. 7. 24
Die Forderungen des Klimabeirates an den rot-grünen Senat führen in die richtige Richtung. Schließlich zählt Hamburg bei zentralen Maßnahmen, die für die Anpassung an künftige Hitzewellen von entscheidender Bedeutung sind, wie zum Beispiel bei der Begrünung von Dachterrassen oder dem Aufstellen von öffentlichen Trinkwasserbrunnen, insbesondere im City-Bereich nach wie vor zu den großen Schlusslichtern unter den europäischen Metropolen. Wobei erschwerend hinzukommt, dass selbst neue Stadtviertel, wie etwa das Gebiet an den Elbbrücken, zusätzlich noch extrem versiegelt werden, als würde es die ganze Diskussion über den Klimawandel überhaupt nicht geben. Deshalb hilft hier nur ein echtes nachhaltiges Umdenken aus der Misere, wobei ebenfalls eine deutlich bessere demokratische Bürgerbeteiligung bei der Stadtentwicklungspolitik angesagt bleibt, wenn man wirklich mutige kreative und innovative Ideen wie nach dem Vorbild von Kopenhagen oder Barcelona fördern möchte! Rasmus Ph. Helt, Hamburg
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