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leserInnenbriefe

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Die Redaktion behält sich Abdruck

und Kürzen von Leser:innenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Eltern leisten mehr als alle anderen

„Die Pandemie der anderen“,

taz nord vom 16. 12. 20

Eltern leisten mehr als alle anderen. Wir betreuen und beschulen unsere Kinder und arbeiten nebenbei noch. Ach ja, das bisschen Haushalt sei auch nicht vergessen. Wissen Sie wie unser Arbeitstag aussieht? Und haben Sie eine Ahnung davon, konzentriert an etwas zu arbeiten, wenn das zweijährige Kind betreut werden will und die anderen Kinder Hilfe bei den Aufgaben benötigen, die ihnen per Mail zugeschickt wurden, für die es aber keine Hilfe gibt. Ach ja, man kann ja auf die Arbeit verzichten und den großzügig angekündigten Sonderurlaub nehmen. Leider gibt’s den nicht; es ist eine reine Mogelpackung.

Und anders als die Wirtschaft werden Eltern wieder einmal nicht entschädigt. Ja, und dem Personal in Altenheimen und Kliniken geht es vermutlich noch schlechter, übrigens arbeiten dort oft Frauen, die gerade auf ein funktionierendes Betreuungs- und Bildungssystem angewiesen sind und sich Elternverbänden angeschlossen haben, um genau diese Doppelbelastung nicht mehr zu haben.

Und es geht nicht nur um die paar Tage, die sich in einigen Ländern auf gut 10 Tage Schulschließungen aufsummieren. Es geht um die Zeit aus dem Frühjahr und es geht darum, dass der Politik klar vor Augen geführt werden muss, dass Schule in Präsenz am 11.1.2021 für alle wieder losgehen muss. Ansonsten verabschieden wir Eltern uns mit Burnout die nächsten Monate und dann können wir ja mal gespannt sein, wie der Klinik­alltag und der Betrieb in anderen systemrelevanten Bereichen funktioniert.Nicole Reese, taz.de

Eltern sind nicht die Gebeuteltsten

„Die Pandemie der anderen“,

taz nord vom 16. 12. 20

@Nicole Reese Der Kommentar verdeutlicht sehr schön, was im Artikel steht: Dort steht nicht, dass es für Familien gerade nicht schlimm ist. Da steht: Familien sind nicht die Einzigen, die es hart trifft (was Sie scheinbar tatsächlich nicht anerkennen, wenn Sie schreiben, dass Eltern mehr leisten als alle anderen). Es ist für uns alle hart. Nicht für alle gleich stark und auch nicht für alle auf die gleiche Art und Weise. Aber so zu tun, als wären Eltern als Gruppe die Gebeuteltsten, zeugt von ebenjenem beschränkten Horizont, der im Artikel beklagt wird.

Im Übrigen erschien gerade wieder eine Studie, die zum Schluss kommt, dass zwei Maßnahmen das meiste Potenzial haben, die Pandemie abzuschwächen: Veranstaltungen über 10 Personen verbieten und Bildungseinrichtungen schließen. Wenn unser Gesundheitssystem gerade am Kollabieren ist und Menschen sterben, dann kann es sein, dass die Schulen noch ein wenig länger geschlossen bleiben müssen. Denn so schrecklich die Belastungen der Schulschließungen sicher sind – ein kollabiertes Gesundheitssystem und eine große Anzahl von Toten ist dann doch noch schlimmer. Iguana, taz.de

Seit dem Frühjahr herrscht Ausnahmezustand

„Die Pandemie der anderen“,

taz nord vom 16. 12. 20

Ich finde diese Anderen-geht-es-auch-schlecht/schlechter-Mentalität tatsächlich Gift in dieser Zeit. Es gibt Familien, die das nicht mehr tragen können und dort schon seit Frühjahr Ausnahmezustand herrscht. Es geht auch um die Ungerechtigkeiten, die durch diese Maßnahmen noch einmal verstärkt werden, denn so ein „Lockdown“ fühlt sich im Haus mit Garten anders an als zu sechst auf 30 Quadratmetern. Und auch darum, mit welch einer Selbstverständlichkeit jederzeit und ohne Vorwarnung Bildungseinrichtungen dicht gemacht werden können, als wären sie nicht besonders wichtig für unsere Gesellschaft. Es geht nicht um ein paar Wochen Ausnahmezustand, sondern darum dass viele Familienmodelle oder Lebensverhältnisse so nicht mehr funktionieren oder aushaltbar werden.

Und Familien trifft es deshalb besonders hart, weil eben nicht nur ein Einzelner betroffen ist, sondern meist eben vier und mehr Personen. Ist einer psychisch vorbelastet, dann führen diese Schließungen zu einer Kaskade, die enorm viel Leid verursachen kann. Lena Martin, taz.de

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