landwehrkanal : Die Mühen der Bürokratie
Endlich zeigt es mal jemand den verbohrten Bürokraten: Der Rückzug von einigen engagierten Bürgerbewegten aus dem Mediationsverfahren zum Landwehrkanal ist ein starkes Zeichen des Protests dagegen, dass dieses Verfahren sich so lange hinzieht. Wer träumt nicht selbst davon, einmal alles hinzuschmeißen, wenn die konkreten Ergebnisse nicht so schnell kommen wie erhofft. Der ganz große Abgang, unvergessen, als Kämpfer für die gute Sache in die Annalen eingehen und damit ja auch für die Bäume am Landwehrkanal das Beste herauszuholen, nämlich – äh – also – oh.
KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER
Und das ist das Problem: Wer hinwirft, sorgt zwar für Aufmerksamkeit, löst dadurch aber noch kein Problem. Natürlich ist es mühsam, sich mit Bezirksämtern, Naturschützern, dem Wasserschutzamt und mit Denkmalschützern herumzuschlagen. Aber es gibt diese Ämter, weil sie sich um wichtige Aufgaben kümmern. Und noch immer rufen Bürger danach, dass der Staat noch mehr regeln und überwachen soll. Da ist etwa das drängende Problem der Unordnung in öffentlichen Parks. Es geht auch nicht ohne jemanden, der auf das Stadtbild aufpasst, damit niemand ein Haus baut, das das Gesamtbild stört. „Warum kümmert sich darum niemand?“, rufen dann viele, „das muss der Staat übernehmen!“ Und schon wird gibt es wieder neue Aufgaben für die Behörden. Bürokratie ist der in Gesetz gegossene Wunsch der Bürger nach Sicherheit, nach Gerechtigkeit und nach einer Regulierung der Unordnung.
Es stimmt schon: Alles wäre einfacher, wenn die Welt da draußen nicht so verflucht komplex wäre. Aber dies ist nun einmal die einzige Welt, die wir haben. Wer darin etwas bewegen will, braucht einen langen Atem. Wer dagegen eine Welt bevorzugt, in der er mit einem Handstreich alles selbst verändern kann, der kann sich diese Welt ja mit Bauklötzen selbst auf dem Spielplatz aufbauen.