kurzkritik : Neue Dämonen
Vor dem Überseespeicher tropft der Regen auf das Metallgehäuse. Es ist ein trübseliges Wetter, nicht unpassend, denkt der Betrachter, wenn es um moderne Überwachungstechnologien geht. Heiter ist eigentlich nur die Bar, wo sich die Beobachter der Bediener von Maschinen (bbm) stärken, bevor sie ihren Besuchern erklären, worum es in dem Hörspiel geht, das drinnen zu hören ist und wie die anschnallbaren iPods funktionieren, die computer-kalte Musik aus dem Nichts auslösen.
Es ist verwirrend, trotz aller Erklärung, und das soll es auch sein. Riesige Insekten-Animationen kriechen die Wände entlang, während man auf den iPods Bildschnipsel in kommentarloser Abfolge betrachten kann. Beklemmend, und zugleich kommt man nebenbei in „Was ist was?“-Gespräche mit anderen Besuchern, versammelt sich in Sechser-Gruppen, weil die Musik dann anders klingen soll. Und hockt anschließend auf dem Boden, um das Hörspiel „Demonen“ anzuhören, wo sehr lakonisch von der Zukunft mit den neuen Technologien erzählt wird. Im Gefängnis zum Beispiel, wo das Bespucken der Überwachungskamera mit bislang unvorstellbaren „Maximalschmerzen“ geahndet wird. „Opferprosa“, sagt eine der Stimmen trocken. Und erzählt von gechipten Club-Mitgliedern, dem neuesten Schrei in spanischen Edeldiscos.
„Man bräuchte mehr Erklärungen“, sagt ein älteres Ehepaar. „Da muss man sich einlesen“, sagt ein junger Mann ein bisschen schnöselig. Solange das Gehäuse so skandalös übersehbar gefüllt ist, erklären die bbm‘s es daselbst aufs Schönste.
Friederike Gräff
Bis zum 13.8. täglich 19-22 Uhr auf der Freifläche vor der Überseestadt