kurzkritik : Nergaards angejazzter Pop
„Es war nett.“ Dieser Satz ist bei einem Jazzkonzert oft ein vernichtendes Urteil, und so wird es in dieser Kritik auch vermieden. Dabei würde es für den Auftritt der norwegischen Sängerin Silje Nergaard in der Glocke passen und wäre dabei durchaus nett gemeint. Denn was spricht dagegen, wenn ein überwiegend weibliches Publikum zwei Stunden lang mit schönen Melodien verwöhnt wird, die von einer sympathischen Frau interpretiert werden, die bei jedem Lied genau den richtigen Ton trifft, und mit kultiviertem Popjazz eine angenehm wohlige Stimmung verbreit? Dabei wurde die Sängerin nie seicht, obwohl die zwölf Streicher des German Pops Orchestra im Hintergrund butterweiche Arrangements aus ihren Instrumenten streichelten. Als Kontrapunkt durften die Begleitmusiker bei jedem Song improvisieren, wobei der Pianist Tord Gustavsen mit seinen lyrischen Schwelgereien auf dem Flügel und den funkigen Läufen auf dem Fender- Rhodes-E-Piano begeisterte. Gitarrist Charles Bjöern Dreyer umschmeichelte dagegen auf verschiedenen Instrumenten die Stimme von Silje Nergaard. Ihr Repertoire reichte vom Popklassiker „If You Love Somebody“ von Sting über Eigenkompositionen bis zu norwegischen Wiegenliedern. Und die Musik wärmte noch den ganzen kalten Weg nachhause. Wilfried Hippen