kurzkritik: The Tarantinos im Lagerhaus : Zelebration eines Idols
Das soll Uma sein, die Thurman. Sie sieht zwar nicht so aus, ist aber dünn, vollbusig und hat gelangweilt die Bluse bis zum Anschlag aufgerissen – wie in Quentin Tarantinos „Kill Bill“. Was dazu erklingt, soll „Don’t Let Me Be Misunderstood“ in der durch „Kill Bill“ wieder bekannt gewordenen Santa-Esmeralda-Version sein. Hört sich zwar mit dem blässlichen Gesang, kraftvoll jazzendem Saxofon, Hochgeschwindigkeitsgitarren-Rock und brutal präzisem Rhythmusduo nicht so an, ist aber historisch korrekt in Sachen Harmonie und Melodie.
Und das muss die „Pulp Fiction“-Clique sein. Die Jungs in den Anzügen sehen mit der puppenhaften Ich-zieh-meine-Knarre-Choreografie zwar filmoriginal aus, es sind aber nur The Tarantinos – inklusive Uma-Darstellerin. Die Motto-Cover-Band wurde vor zehn Jahren von Londoner Mietmusikern der Musical- und Plattenstudio-Szene gegründet, um Songs von Tarantinos Filmsoundtracks zu interpretieren. Im Lagerhaus feiert das Sextett die Kunst ihres Kinohelden, die nicht im Erfinden, sondern im Mixen liegt. Bietet Quentin Tarantino spaßig herumfliegende Körperteile und den zusammengesuchten Bilderschatz aus Jahren jugendlicher Videotheken-Hockerei, servieren The Tarantinos ein gekonnt witzig verwirbeltes Musikzitaten-Feuerwerk aus Jahren jugendlicher LP-Sammelei. Eine fröhliche Party für die zynische Freude an Pop-Klassikern. Jens Fischer