kurzkritik: „Nachtasyl“ im Güterbahnhof : Uniformes Elendspanorama
Es bietet sich an, ja, es drängt sich förmlich auf: Maksim Gorkijs gut 100 Jahre altes Sozialdrama „Nachtasyl“ um heutige Debatten um Armut und Arbeitslosigkeit zu erweitern. Schon deshalb, weil die SchauspielerInnen des Bremer Theaterlabors selbst Hartz IV-EmpfängerInnen sind, aus dem Leben der Werktätigen ebenso herausgefallen sind wie ihr Figuren auf der Bühne. Und die alte Spedition im Güterbahnhof liefert dafür die stilvolle Umgebung, anders als das plüschige Waldau Theater, in dem das Theaterlabor ansonsten residiert.
Doch die auf eine gute Stunde geraffte Version der Geschichte bleibt merkwürdig diffus, zu kurz ist die Zeit, um die Zusammenhänge, die individuellen Schicksale der Arbeits- und Obdachlosen, der Kranken und Kriminellen, der Zuhälter und zu kurz Gekommenen zu verstehen. Statt dessen eröffnet sich ein nebulöses Elendspanorama. Eine Wirkung, die durch die äußerliche Uniformität der ganz in weiß Gekleideten stets betont wird.
Und dann bricht es aus ihnen heraus, die Anklage an die Arbeitsgesellschaft, im Chor vorgetragen oder als Monolog des Managers an seine vor der Entlassung stehenden MitarbeiterInnen. Das ist die Stärke dieser Inszenierung. Und doch: Es bleiben zwei Parallelwelten, die scheinbar nicht zusammen gehören. Der Premierenapplaus ist gleichwohl lang anhaltend. JAN ZIER
Weitere Termine: 6., 7., 8. März, jeweils 20 Uhr, Güterbahnhof