kurzkritik: Alec Empire : New Empire?
Bekannt wurde Alec Empire als Kopf von Atari Teenage Riot, die mit musikalischer und verbaler Radikalität elektronische Rhythmen und Stromgitarren in den Mixer warfen und anarchistische Parolen schrien – in einer Lautstärke, der manche Verstärkeranlage zum Opfer fiel. Einer von ihnen – ausgerechnet der, der sich Carl Crack nannte – starb an den Folgen eines exzessiven Lebenswandels, die Band löste sich auf, Empire machte allein weiter.
Platten mit dem japanischen Lärm-Guru Merzbow, ein Album mit Bearbeitungen von Sun Ra erschienen. Daran gemessen war sein Auftritt am Donnerstagabend im Schlachthof konventionell zu nennen. Auf Schlagzeug, Gitarre und Computer, dessen Beiträge leider untergingen, spielte seine Band einen archaischen Rock, der an frühe Punkbands wie Stooges und MC5 erinnerte und manchmal schlichte Metal-Riffs zelebrierte. Empire selbst sorgte für das dramatische Extra. Mit nacktem Oberkörper wie eine Kreuzung aus Ralf Richter und Henry Rollins wirkend, schrie er mit zur Unkenntlichkeit verzerrter Stimme seine Texte und feuerte das Publikum an. Aufrufe zum Aufstand waren keine zu vernehmen, die Wut wirkte ziellos. Ein gereiftes Publikum applaudierte gleichwohl freundlich. Die Mahnung am Einlass, Ohrenschutz zu tragen, empfand manch alter Fan allerdings doch als übertrieben. Wer erwartet hatte, Empire würde an alte Extremitäten anknüpfen, musste enttäuscht sein.
Andreas Schnell