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kunstraumVon Licht getragen

Axel Anklam, „Lichtwanderer“ im ZAK, Ausstellungsansicht Foto: ©Kulturamt Spandau

Die Raumfolge im ZAK in der Zitadelle Spandau ist von beeindruckender Großzügigkeit und damit der ideale Ort für die abstrakten, organisch geformten Skulpturen des Künstlers Axel Anklam (1971–2022). Obwohl sie oft lichtdurchlässig und von leichter, offenerer Konstruktionsweise sind, treten sie so bestimmt auf, dass sie die weiträumige Ausstellungssituation jederzeit beherrschen und ihre Formen dabei zur Geltung kommen.

Eine der faszinierendsten Arbeiten der Ausstellung „Lichtwanderer“ ist sicher „Orange“ (2021) ein hochglänzendes, rot-oranges Rechteck, das sich ein Stück der Wand entlang zieht, um dann durch eine entsprechende Biegung auch die Ecke der Wand zu überwinden. Wie bei vielen Exponaten hat der Künstler auch bei „Orange“ eine Kunststoffhaut (sei sie aus Epoxidharz, Glasfaser oder Kohlenstoff) über ein Edelstahlgerüst gespannt.

Aufgrund der Konstruktionsweise – die Form erinnert an vielfältige Naturformen wie Blüten, Schneckenhäuser oder Landschaften – assoziiert man immer wieder auch die Tragflächen der ersten Flugzeuge. Der Titel „Flug“ (2010) für eine andere, ganz wundersam in sich gedrehte Figur, scheint nur konsequent. Charakteristisch für das Werk des Bildhauers sind die hochglänzenden Oberflächen, in denen sich das Licht bricht und die immer wieder neue Formen entstehen lassen. Auf dieses Spiel mit dem Licht setzen auch die titanbeschichteten Wandarbeiten in Gold und Schwarz.

Als wandbeherrschende Reliefs kamen sie bei Kunst-am-Bau-Projekten zum Einsatz, ebenso wie die Edelstahlnetze, die Anklam einerseits für Skulpturen verwendete, andererseits als lichtdurchlässige Stahlwolken von der Decke hängte. So großartig die Skulpturen sind, so wenig überzeugt die Installation der Edelstahlnetze. Sie ist einfach viel zu architektenfreundlich und entsprechend langweilig. Aber auch hier gilt, dass der viel zu jung an Krebs verstorbene Axel Anklam seine Ideen, wie sie die Papierarbeiten an der Wand zeigen, handwerklich äußerst sorgfältig und gekonnt umgesetzt hat – dank einer Ausbildung als Kunstschmied bevor er Meisterschüler von Tony Cragg wurde.

Axel Anklam: Lichtwanderer, Zentrum für Aktuelle Kunst, Galerie, EG, Zitadelle, bis 30. April, Fr.–Mi. 10–17 Uhr, Do. 13–20 Uhr, Am Juliusturm 64; Kuratorinnenführung mit Christiane Bühling-Schultz und Dr. Karin Rase: 20. Februar, 18 Uhr

Brigitte Werneburg

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