kulturtipp: Iran in Deutschland
Die auf diesen Seiten präsentierten Fotos der Iranerinnen Isabelle Eshragie und Shadafarin Ghadirian werden im Berliner Haus der Kulturen der Welt vom 24. 10. bis 19. 11. ausgestellt. Das Berliner Haus der Kulturen der Welt präsentiert außerdem vom 24. bis 29. Oktober Literatur, Filme und Theater aus dem Iran. Zwei Theatergruppen, vier Literaten und einige FilmemacherInnen und Filmemacher sowie die oben erwähnten Fotografinnen bestreiten das Programm mit dem klangvollen Titel „Neue Bilder – Neue Stimmen“.
Die Liberalisierung unter dem iranischen Präsidenten Mohammad Chatami hat gerade der Kulturszene großen Auftrieb gegeben: Filme sind entstanden, die die Situation der Frau im Iran explizit thematisieren, z. B. der gerade in Venedig ausgezeichnete Film „Der Kreis“ (s. taz vom 11. 9. 2000); Theater wird gemacht, das unter dem Mantel der Allegorie politische Themen aufgreift; Fotografen zeigen die Brüche in der heutigen iranischen Gesellschaft; Literaten schreiben über zwischenmenschliche Probleme –Themen, die noch bis vor wenigen Jahren tabu waren im Gottesstaat.
Einzelheiten lassen sich im Internet unter www.hkw.de nachlesen oder unter der Telefonnummer 0 30-39 78 71 75 erfragen. Ebenso, welche Teile des Programms in den Städten Basel, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Frankfurt/Main, Hannover, Heidelberg, Leipzig, Mülheim/Ruhr, München, Saarbrücken und schließlich Weimar zu sehen sind. Wer Näheres wissen will, kann auch am Freitag, den 20. 10., die taz kaufen. In einer Beilage findet man dort alles Interessante zum Thema.
Literaturtipps Iran
„Die gesellschaftliche Wirklichkeit“, so der Islamwissenschaftler und Publizist Nervad Kermani, „hat der iranischen Kultur genützt und geschadet. Sie brachte einerseits eine rigide Zensurpraxis und bescherte der Kunst andererseits eine Dringlichkeit, wie sie in Westeuropa selten zu spüren ist.“ Im Jahre 1994 hatten 134 Literaten ein gemeinsames Manifest verfasst, in dem sie eine unabhängige Schriftstellervereinigung forderten mit dem Ziel, ihr Recht auf die unzensierte Veröffentlichung ihrer Werke durchzusetzen. Sie wollten aber damit gerade nicht politische Akzente setzen, sondern den Freiraum schaffen, künstlerisch tätig zu sein ohne politischen Druck und politische Lagerkämpfe. Der Versuch, innerhalb der gesellschaftlichen Fronten der Literatur neuen Raum zu verschaffen, spiegelt sich gerade in den Werken jüngerer Autoren wider.
Der Frankfurter Glaré Verlag, der sich auf Literatur aus dem Iran spezialisiert hat, veröffentlichte in den letzten Jahren eine Reihe von Anthologien moderner iranischer Autoren und Autorinnen, um ihren Erzählungen auch in Deutschland ein Forum zu schaffen. Diese Literatur, deren „Dringlichkeit“ und Intensität einem tatsächlich entgegenspringt, sei hier nicht nur Orientalisten empfohlen. maha
„Ein Bild zum Andenken. Eine zweite Anthologie moderner iranischer Erzählungen“. Glaré Verlag 1997, 234 S., 34,80 DM„Mina mit dem blauen Kleid. Moderne Erzählungen iranischer Frauen“. Glaré Verlag 1999, 98 S., 39,80 DM.
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