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Archiv-Artikel

kulturfonds Im Stil von Schmidt und Seehofer

In einem Punkt hat die Berliner Kulturverwaltung Recht: Die Neuordnung des Hauptstadtkulturfonds bringt Klarheit in das derzeitige Gefüge aus staatlicher Förderung für Kunst und Kultur in Berlin. Am Tisch sitzen nun gleichberechtigte Partner aus dem Hause der Staatsministerin und dem des Kultursenators. Und es soll auch eine deutliche Trennung geben zwischen kulturpolitischen und rein künstlerischen Fragen. So weit, so gut.

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Schlecht ist die Strukturreform für Berlin trotzdem, funktioniert die Neuordnung des Fonds doch nach einer alten Regel: Wer das Geld gibt, hat auch die Macht, über seine Verwendung zu entscheiden. Der Bund, Millionen-Geldgeber für die hauptstädtische Kultur, wird künftig sagen, wer was bekommt. Das ist nicht ehrenrührig, sondern gleicht einem Geschäft. Fatal ist nur, dass Berlin als so genannter Partner am kürzeren Hebel sitzt, wenn es einmal hakt und dann die Kategorien purer Machtpolitik – die die Kontrolle über das Vertrauen stellt – zu spüren bekommt. Zu Recht spricht darum die grüne Kulturexpertin Ströver von einem „Offenbarungseid“ der Berliner Kulturpolitik gegenüber dem Bund.

Nur als Entmachtung als Folge ihres RAF-Engagements kann auch die Rückstufung von Kuratorin Adrienne Goehler bezeichnet werden. Dass die Frau kein Leichtgewicht war, ist evident. Positionierung ist ihre Stärke. Sieht man in der Rückschau jedoch auf den Erfolg ihrer Arbeit und die Kenntnis und Nähe zu den Künstlern in Betracht, ist der Flügelstutzer ein klarer Missgriff. Goehler hat sich für die Künstler stark gemacht, ihre Projektauswahl war zum großen Teil von Mut und Weitsicht geprägt – auch für das Konzept der RAF-Ausstellung, die eine notwendige Diskussion über die Rezeption des deutschen Terrorismus befördert hätte.

Dass nun Frau Weiss und Herr Flierl sich im Konsens über die Vergabe von Geldern für Kunstprojekte gegenübersitzen sollen, ist ganz schön, aber irgendwie auch befremdlich. Denn über Kunst und ihre Wirksamkeit befindet man nicht wie über eine Gesundheitsreform im Stil von Seehofer und Schmidt.