kultur im neuen senat : Der letzte Witz: SenatsKultKanzlei
Man fühlt sich in der aktuellen Diskussion um ein – oder kein – zukünftiges Kulturressort an Zeiten erinnert, in denen Witze über die Berliner Kulturpolitiker gerissen wurden. Mit einem „Und zuletzt. Kultur!“ soll der Regierende noch Anfang der 1990er-Jahre bei Senatsrunden den Amtsinhaber damals zum Rapport animiert haben. Auch Flitterwochenfotos eines Kultursenators waren wichtiger als dessen Arbeit. Mit dem Titel – gemeint war das Aussehen – „Zigeunerbaron“ wurde ein weiterer SenKult-Mann zur Lachnummer atomisiert. Und heute?
KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Heute muss das anders sein. Kulturpolitik ist ein ernsthaftes Geschäft, das Rot-Rot oder Rot-Grün zu reflektieren hat. So stecken die Berliner Kulturinstitutionen mitten in einem Strukturwandel, der fortgesetzt werden muss. Für die Theater, Museen, die Freie Szene und die Gedenkstätten braucht es alternative Strategien des Erhalts und der Eigenregie. Eine Kulturpolitik wird dafür Rahmenbedingungen schaffen müssen. Ebenso hart bleibt das Ringen mit dem Bund um Gelder, Einrichtungen und ihre Ziele. Schließlich ist entscheidend, mit Investitionen den „Wirtschaftsfaktor Kultur“ in der Metropole zur stärken.
All dies braucht ein unabhängiges Ressort samt kluger Führung. Als Anhängsel der Senatskanzlei – wie provinziell – degeneriert Kultur zur Repräsentationsabteilung des Regierenden. Er wäre dann die Witzfigur.