piwik no script img

Archiv-Artikel

kürzung der lernmittel Bildungspolitisch kontraproduktiv

SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin hat wieder einmal zugeschlagen. Für die Weihnachtstage hat er seinen KollegInnen im Senat eine schwierige Aufgabe unter den Tannenbaum gelegt. Sie sollen überlegen, wie für den Haushalt 2003 noch einmal 219 Millionen Euro eingespart werden können. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) muss davon 14 Millionen erbringen. Das hört sich nach vergleichsweise wenig an – aber hieß es nicht mal „Bildung hat Priorität“?

Kommentarvon SABINE AM ORDE

Doch damit nicht genug: Damit die Debatte Dampf kriegt und die Aufregung nachher nicht allzu groß ist, hat Sarrazin wieder einmal Vorschläge in den Medien gestreut: Die Lernmittelfreiheit in den Schulen will er abschaffen, Kitagebühren erhöhen oder eben weniger Krippen- und Hortplätze bereitstellen. Dass all das bildungspolitisch absolut kontraproduktiv ist, stört Sarrazin nicht. Bildungspolitik ist nicht sein Ressort.

Doch es ist an der Zeit, dass dieser Senat endlich als Ganzes begreift, dass in den Berliner Bildungseinrichtungen eine Zeitbombe tickt. Hier wachsen Kinder heran, deren Weg erst ins schulische Scheitern, dann ins gesellschaftliche Abseits vorgezeichnet ist. Und das sind keine Einzelfälle.

Doch was tut das Land? Es kneift nicht nur vor mutigen bildungspolitischen Schritten, es spart auch noch, statt zu investieren. Statt die vorschulische Bildung zu fördern, was nicht nur die Pisa-Studie dringend rät, wird gekürzt. Statt Kitas billiger und damit für alle zugänglich zu machen, wird über Erhöhung debattiert. Allein über die Beteiligung von wohlhabenden Eltern an den Lernmitteln könnte man diskutieren. Aber nicht, um den maroden Landeshaushalt zu sanieren. Sondern damit alle Schüler endlich angemessene und zeitgemäße Bücher bekommen.