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Archiv-Artikel

kuckensema: auf bremens leinwand Das Hohelied der Projektionisten

Von Hip

Wenn sie ihre Arbeit gut machen, bleiben sie unbemerkt. Nur wenn sie patzen: wenn das Bild unscharf ist, Fusseln auf der Linse den Blick ablenken, der Ton nicht synchron ist oder gar der Film reißt – dann bekommen die VorführerInnen den Unmut des Publikums zu spüren. Als letzte in der Kette der Illusionsmacher können sie die Arbeit aller anderen verderben. Nicht umsonst heißt die Start– oder besser Beschwörungsformel der klugen Cineasten in Frankreich: „Bonne projection!“

Der Hamburger Filmemacher und –vorführer Carsten Knoop hat mit Der Vorführ-Effekt diesen unbesungenen Helden des Kinos endlich ihr Hohelied komponiert. In 55 Minuten erfährt man hier all das über die Vorführer, von dem man meist vorher gar nicht wusste, dass man es wissen wollte. Etwa dass in Indien die neuen Projektoren von einem heiligen Mann gesegnet werden, oder dass die Betreiber der Wanderkinos in der ländlichen DDR sich mit dem schönen Slogan „Ob mit Trabi oder Rad, der Film kommt zum Proletariat“ motivierten. Auch wenn da einer ein wenig unordentlich erzählt und übermütig mit Technik–Spielerei den Film überfrachtet, verzeiht man ihm gern, denn er hat eine beachtliche Menge interessanter Informationen zusammengetragen.

Noch wichtiger aber ist, dass man bei jeder Einstellung Knoops Liebe zum Metier spürt. Auch wenn man nicht unbedingt sehen will, wie er per Fahrrad durch Hamburg von Kino zu Kino fährt und in pseudoexperimentellen Sequenzen jeweils den dortigen Filmvorführer vorstellt. Dafür freut man sich dieses Mal über jede technische Panne, die hier natürlich absichtlich gezeigt wird und über die schlimmsten Katastrophen, von denen die Projektionisten erzählen.

Das Kino war schon immer ein selbst reflektierendes Medium, und so fand Knoop viele Vorführer in Filmen, angefangen mit Buster Keaton in Sherlock jr. – der Samstag im Kino 46 läuft – bis zu Brad Pitt in Fight Club. Diese hat er zum Teil so geschickt montiert, dass die Kinostars erklären und zeigen, wie etwa ein Film eingelegt wird und woran der Vorführer erkennt, wann genau er die Rolle wechseln muss.

Knoops beste Idee war es aber, sich im Film direkt an den Vorführer der jeweiligen Vorstellung zu wenden, und diesen zu bitten, sich dem Publikum zu zeigen und zu machen, wonach ihm gerade der Sinn steht. Dadurch wird jede Vorführung zur einzigartigen Performance. Hip

So-Di, 20.30 Uhr, Kino 46