kucken se ma: in bremens galerien : Totgesagte Kunst lebt länger
Ein Bild wie eine H&M-Werbung: Lässig lümmelt sich eine Frau im rosa T-Shirt und modischem Karo-Rock auf einem weißen Designersofa. Die Ränder der Leinwand begrenzen geschickt den Bildausschnitt. Der fehlende Kopf der Frau weckt die Neugier des Betrachters. Zeitgenössische Pop-Malerei, Kommerz oder Kitsch? Die Frage bleibt offen.
Julia Haeckel, die hier geschickt modische Trends in Szene setzt, ist eine von 22 Bremer KünstlerInnen, die derzeit in der Städtischen Galerie im Buntentor gezeigt werden. In der diesjährigen Ausstellung des Bremer Verbandes Bildender Künstler und Künstlerinnen (BBK) dreht sich alles um die Malerei. Dieser Disziplin wurde schon mehrfach der Totenschein ausgestellt. Am wirkungsmächtigsten durch Verdikte von Künstlern wie Joseph Beuys oder Marcel Duchamp. „Maler sind dumm“ hatte der kategorisch erklärt. Die Pinselei schien ihr avantgardistisches Potenzial ausgereizt zu haben. Angesagt stattdessen: Fotografie, Video- und Medienkunst.
Doch, wie die Geschäftsführerin des BBK, Antje Schneider, im Ausstellungskatalog schreibt: „Das beschworene Ende der Malerei will und will sich nicht einstellen.“ Darum hat es sich die fünfköpfige Bremer Jury zum Ziel gesetzt, aus den 150 Bewerbungen für die diesjährige Ausstellung eine möglichst vielfältige Auswahl an Positionen der zeitgenössischen Malerei heraus zu arbeiten. Der Titel der Austellung „Ende.Neu“ macht die Intention der Jury deutlich, deren Totengräbern ein trotziges „Wir leben noch!“ entgegenzuschleudern. Endlich einmal hat die BBK-Jahresschau damit ein nachvollziehbares Konzept.
Die Frage allerdings, warum Menschen in Bremen wieder zum Pinsel greifen, wissen weder der Katalog noch Museumsdirektor Hans-Joachim Manske so recht zu beantworten. „Die Malerei kommt aus Osteuropa“, führt der schwärmerisch ins Feld. Dort würden KünstlerInnen aus Kostengründen wieder zur Leinwand zurückkehren. Eine wirklich hilfreiche Antwort ist das nicht. Tim Ackermann
„Ende.Neu“: Eröffnung am Samstag, 29 November um 19.00 Uhr. Städtische Galerie im Buntentor