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Archiv-Artikel

kommentar Bush macht die Vereinigten Staaten zum Problemfall

Dem Schwall rhetorischer Glanzleistungen aus Washington ist kaum nachzukommen. Vor einer Woche noch gab der politische Oberbefehlshaber der größten Militärmacht der Erde lakonisch bekannt, diese ganze Irakgeschichte würde ihn langweilen wie ein zu oft wiederholter Film. Jetzt hat sich Amerikas Präsident George W. Bush gar auf die sprachliche Ebene von Video- und Roulettespielen begeben: Game over. Das Spiel ist aus. Rien ne va plus.

 Wer den damit verbundenen qualitativen Sprung in Richtung Krieg nicht erkennen konnte oder wollte, dem half Verteidigungsmnister Donald Rumsfeld mit dem Hinweis auf die Sprünge, gegenüber Irak sei längst jede Diplomatie gescheitert. Damit hat sich die Regierung der USA endgültig festgelegt.

 Jetzt kann Präsident Bush nur noch mit erheblichen innenpolitischen Verrenkungen vom Kriegskurs abweichen – und unter größtem Risiko für seine weitere politische Karriere. Neben der täglich fortschreitenden Stationierung von US-Truppen am Golf entwickelt auch die Serie öffentlicher Drohungen eine Eigendyamik, aus der die US-amerikanische Regierung kaum noch herauskommt.

 Spätestens jetzt ist klar, dass es George W. Bush immer nur darum ging, den längst geplanten Krieg durch ein Abnicken des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen propagandistisch aufzuwerten. Das angeblich für die Frage von Krieg oder Frieden entscheidende Gerangel zwischen der Führung in Bagdad, den Inspektoren und dem Sicherheitsrat hat Präsident Bush nun indirekt zu einem albernen Spielchen erklärt.

 Deshalb klafft eine ständig wachsende Lücke zwischen der offiziellen und der eigentlichen Problematik bei den diplomatischen Bemühungen europäischer und arabischer Außenminister und Krisendiplomaten. Offiziell ist nur das Verhalten des irakischen Regimes Thema dieser hektischen Krisenmissionen. Und offiziell sind nur die Machthaber in Bagdad Adressat der ungezählten Erklärungen und Appelle aus den Hauptstädten der Welt. Tatsächlich aber wird mittlerweile die Regierung der Vereinigten Staaten selbst zum Problemfall. Denn Bushs „Game over“-Drohung war nur vordergründig an Bagdad gerichtet. Tatsächlich trifft sie allen, die die Hinweise auf irakische Rüstungsprogramme ernst nehmen und sich ernsthaft um eine kontrollierte Abrüstung des Irak bemühen.

ERIC CHAUVISTRÉ