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Ein Bremerhavener Trauerspiel
Es ist ein Jammer: Gäbe es derzeit überhaupt junge Menschen, die mit dem Gedanken schwanger gingen, sich parteipolitisch zu engagieren, sie wären am Donnerstag wohl schreiend davongelaufen. Das Stück, das die Bremerhavener SPD bei ihrem Parteitag aufgeführt hat, schwankte zwischen Posse, Farce und Trauerspiel. In einer Stunde nickten die Delegierten mit der schläfrig-gelangweilten Routine eines Nachtportiers das ab, was die Parteichefs längst im Hinterzimmer ausgekungelt hatten: Die SPD führt Koalitionsverhandlungen mit der CDU und mit niemandem sonst.
Begründet wurde diese Entscheidung zunächst mit hohl tönenden Polit-Phrasen („wir müssen dafür Sorge tragen, dass es ein verlässliches Bündnis gibt“), ehe der Oberstrippenzieher Siegfried Breuer doch noch Tacheles redete. Sein Argument: So lange es in Bremen eine Große Koalition gibt und die CDU dort den Wirtschaftssenator stellt, kann Bremerhaven keine Ampel bilden. Kurzum: Die Politkaste in Fischtown braucht, will sie überhaupt gestalten, Knete vom Land. Da darf man es sich mit den Scherfs und Perschaus nicht verderben. Fragt sich nur, ob man da nicht gleich auf eigene Kommunalwahlen verzichten sollte.
Die wenigen (jungen) Delgierten, die den Mut hatten, der Breuerschen Weisung zu widersprechen, wurden mit bräsiger Arroganz niedergeschmunzelt. In Zeiten, da die Mitglieder eine überalterte SPD in Scharen verlassen und die Partei in der Wählergunst dramatisch absackt, ist das ein fatales, ein schlimmes Signal. Markus Jox