kommentar : Seht her, er ist wieder wer!
Oskar Lafontaine steht dank eines Briefs seiner Gattin Christa Müller wieder unter Polizeischutz. Damit hat er sein Comeback erst vollendet!
Er ist wieder da. Auch wenn Oskar Lafontaine schon am Samstag zum Spitzenkandidaten der Linkspartei in NRW gewählt wurde, ist er erst seit gestern wieder ein richtiger Politiker – mit Personenschützern. Die Beamten des saarländischen Landeskriminalamts unterstreichen seine Wichtigkeit: Seht her, ich bin wieder wer!
Eine „nicht konkrete, aber potenzielle Gefährdung“ habe eine LKA-Analyse ergeben. Der zuständige Staatssekretär begründet den Polizeischutz mit Lafontaines neuer Funktion und seiner stark polarisierenden Art. Lafontaines Ego wird die standesgemäße Traube aus gut gebauten Herren in dunklen Anzügen um ihn herum sicherlich schmeicheln und freuen wird ihn wohl auch, dass alles so einfach war: Seine Ehefrau schrieb voller Sorge einen Brief und schon veranlasste der Ministerpräsident die nötigen Schritte.
Lafontaine inszeniert seine Rückkehr. Dass Sicherheit nämlich eine Illusion ist, zumindest für Personen des öffentlichen Lebens, weiß er seit dem Attentat auf ihn selbst am besten. Trotzdem scheut er sich nicht, 15 Jahre später mit seiner lebensgefährlichen Verletzung von 1990 Personenschutz zu erwirken und damit Politik zu machen.
Bei seinen Fans wird das prima ankommen: Endlich traut sich mal einer, die Wahrheit zu sagen. Und dann muss er um sein Leben fürchten – ihnen nur ein weiterer Beleg für den Untergang des Abendlands, den nur Lafontaine noch abwenden kann.
Der Rest der Republik sollte sich von derlei Alarmismus nicht beeindrucken lassen, dann schon lieber von Jürgen Trittin. Der Bundesumweltminister bummelte vor kurzem mit Frau und Kind über die Berliner Kastanienallee – ohne dunkle Sonnenbrille und ohne Leibwächter. Das ist nicht leichtsinnig, sondern ein Bekenntnis dazu, sich von „nicht konkreter, aber potenzieller Gefährdung“ nicht unterkriegen zu lassen. DAVID DENK