kommentar : Die Gewissensfrage
„Obwohl mich Formel 1 nicht interessieren sollte, weckte gestern ein exklusives Abschiedsinterview des deutschen Profirennfahrers Michael Schuhmacher („Der Schnellste von allen“) mein Interesse. Veröffentlicht war es im Magazin einer seriösen überregionalen Tageszeitung. Umrahmt war es von Schumi-Anzeigen, Schumi-Winterreifen-Schnäppchen, Schumi-Danksagungen – und einem Verweis auf die große Michael Schumacher-Biografie, verfasst mit seiner ehemaligen Pressesprecherin, erschienen im Verlag jener Tageszeitung. Darf ich das Interview lesen?“
SUSANNE LANG, Berlin
Wieder einmal eine Konstellation, die einem medienethischen Lehrbuch entnommen sein könnte. Nun lese ich aus Ihrem geschärften Blick für das Umfeld redaktioneller Beiträge, dass Sie selbst in der Medienbranche tätig sind. Selbstverständlich stünde Ihnen zu, die Lektüre des Interviews zu verweigern. Werbung und redaktionelle Beiträge müssen strikt getrennt sein. Hierfür müssten Sie sich aber rückversichern, dass die Vermarktung die inhaltliche Ausrichtung des Interviews sowie die kritische Haltung der Journalisten beeinflusst hätte. Ich persönlich halte es eher mit der Maxime: Never judge a book by its cover. Schließlich hängt die Existenz hunderter von Mitarbeitern von Ihrem Urteil ab. Keine leichte Entscheidung. Eindeutig unmoralisch verhielten Sie sich nur, wenn Sie nach der Lektüre das Winterreifen-Angebot bei A.T.U kauften. Oder das männliche Dolce & Gabbana-Model, das sich ganzseitig zwischen die Schumi-Werbekunden geschlichen hat, als Boxenluder von Bruder Ralf Schumacher diffamierten.“
Haben Sie auch eine Gewissensfrage? Dann schreiben Sie an Dr. Dr. Rainer Erlinger, SZ-Magazin, Rindermarkt 5, 80331 München oder an gewissensfrage@sz-magazin.de .