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Archiv-Artikel

kommentar Galionsfiguren, abgetaucht

Vom Fahrradfunktionär Scharping bis zu den Granden von ARD bis ZDF: Es herrscht beredtes Schweigen

Rudolf Scharping ist als Präsident des Bunds Deutscher Radfahrer (BDR) nicht etwa mit dem Urinprobenrecherchen in den Fahrercamps der Tour de France unterwegs. Sondern geschäftlich in China, heißt es.

Würde der BDR also auch ohne Scharping dessen beachtliches Niveau in Sachen Vorabkritik am Dopinggeneralverdacht im Radsport halten können? So im Sinne von „Da mag Mist passiert sein, aber das muss ja nicht dazu führen, dass man da eine ganze Sportart verteufelt“ (Scharping Ende Mai), oder: „den gesamten Sport in die Pfanne zu hauen“ (immer noch Scharping)?

Na, locker: Der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Liveübertragung der Tour sei ein „schwerer Rückschlag“ für den Radsport, grantelt nun BDR-Vize Harald Pfab; der Boykott gehe auf das Fehlverhalten eines einzelnen Fahrers zurück: „Die Tour de France wird bestraft, obwohl bisher alle auf der Tour genommenen Dopingproben negativ ausgefallen sind.“

Während beim ZDF der in Sachen Doping so klar wie konsequent handelnde Chefredakteur Nikolaus Brender die Stellung hielt, spielte die ARD am Donnerstag in schönster Eintracht föderales Stadt, Land, Fluss. Der ARD-Vorsitzende ist zwar nicht wie Scharping gleich in China, sondern im wohlverdienten Urlaub. Und natürlich hätte man sich nach der Ankündigung des Tour-Ausstiegs am Mittwoch ja so etwas wie eine Kommunikationsstrategie überlegen können. Aber die ARD muss ja bekanntlich sparen, und so meldeten sich mal wieder alle durcheinander – von RBB bis WDR. Und ganz zum Schluss muss jemand auch dem Bayern-Intendanten Thomas Gruber gesagt haben, dass er als stellvertretender ARD-Vorsitzender ja auch mal was sagen könnte. Gruber sagte also, „dass wir keine Alternative zu dieser Entscheidung gesehen haben“.

Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff saß derweil am Urlaubsort und weinte wahrscheinlich still in seine Spaghetti. Und erklärte am nächsten Tag, es sei traurig, dass der Neuanfang nicht gelungen sei. Natürlich meinte er hier nicht die interne ARD-Kommunikation. Sondern die Tour de France. STEFFEN GRIMBERG