kommentar: protest und sekte : Aufgestanden trotz Ruinen
Wer nach Jahren mal wieder auf eine Demonstration geht, kennt das: Es sind immer noch dieselben, die ihre Parteizeitungen feil bieten, die Transparente bemalen und Sprechchöre anstimmen: Der harte Kern der dogmatischen Linken ist wie beim Hase- und Igelspiel immer schon da, wenn es gegen Sozialraub oder Kriegsgefahr geht. Für Gelegenheitsdemonstranten, die zwar ein Anliegen aber kein Weltbild für den Straßenkampf haben, sind die roten Parteifahnen, die brachiale Arbeiterlyrik aus Lautsprechern, die schmerzunempfindliche Altpropagandisten nur schwer zu ertragen.
Und so ist die leidlich spät entstandene Protestbewegung gegen die Härten der Hartz-Gesetze zerrissen, fragmentiert wie die Gesellschaft drumherum. Es gibt die Mitläufer, die Aktiven aus der linken Szene um NGOs, Parteien und Gewerkschaften und nicht zuletzt die organisierten Reste der dogmatischen Linken. Das die maoistische MLPD aus Gelsenkirchen sich dabei besonders hervor tut, ist auch dem besorgten Verfassungsschutz aufgefallen. Die MLPD-Spitzenfrau und ZK-Mitglied schaffte es sogar in die Tagesschau, nachdem sie auf einer Leipziger Versammlung zum Sternmarsch auf Berlin aufrief.
Aber wie soll man sich als Sympathisant der Proteste gegen die unsoziale Bundesregierung verhalten?
Am besten sichtbar. Wer hinter den Dumpfparolen der Maoisten zurück bleibt, wird weder weitere Hartz-IV-Härten kippen, noch eine ernsthafte Bewegung für eine fairere Verteilungslogik schaffen. CHRISTOPH SCHURIAN