kommentar: kein mitleid für ärmelschoner : Sichere Jobs – 41 Stunden lang
Nur kein Mitleid, nur kein Gejammer. Wenn rund 500 neue NRW-Angestellte ab Mai 41 statt 38,5 Stunden in der Woche arbeiten müssen, haben sie immer noch Grund zum Jubeln. Sie sollten ihre Arbeitsverträge in Klarsichtfolien packen und den neuen, sicheren Job feiern. Es gibt nämlich nicht mehr so viele davon. Tausende Menschen in NRW müssen gegenwärtig um ihren Arbeitsplatz zittern, Millionen treibt erwerbsmäßige Zukunftsangst um. Die Angestellten im öffentlichen Dienst haben dagegen einen Arbeitgeber, der nie Pleite gehen kann. Die neuen Angestellten können schon mal die Ärmelschoner anziehen, denn wegen der mittelfristig anstehenden Reform des öffentlichen Dienstes dürften sie im Land Nordrhein-Westfalen schon bald beinahe den gleichen Status haben wie die Beamten: Fast unkündbar, und als Polizist, Lehrer oder Justizangestellter sowieso fast unersetzbar.
Der Dieckmann-Vorstoß passt zum Kurs der rot-grünen Landesregierung, ein modernes, einheitliches Dienstrecht für alle Staatsdiener einzuführen. Logisch, dass die unzeitgemäße Trennung von Angestellten und Beamten vor diesem Hintergrund auch in Arbeitszeitfragen aufgehoben werden muss. Um glaubwürdig zu bleiben, muss die Landesregierung auf Bundesebene jetzt für eine durchgreifende Reform des Beamtenrechts kämpfen. Falls CDU/CSU-regierte Länder wie Bayern oder Hessen stur am althergebrachten Beamtentum festhalten wollen, sollte Nordrhein-Westfalen auf eine Öffnungsklausel drängen.
MARTIN TEIGELER