kommentar: die cdu nach den affären : Rüttgers revisited
Angekündigt hatten ihn Vertraute schon seit Wochen: Ein neuer Jürgen Rüttgers sollte die politische Bühne betreten. Statt des Zauderers werde der CDU-Spitzenkandidat eine neue Rolle geben – kraftvoll, entschlossen, durchsetzungsstark. Ein Imagewechsel mitten im Wahlkampf, zu dem auch der Abgang seines Beraters Michael Spreng passt.
Bisher spielt Rüttgers die erzwungene neue Rolle gut. Nordrhein-Westfalens CDU-Vorsitzender hat es geschafft, ein drohendes Desaster wie bei der Landtagswahl 2000 abzuwenden, als die Spendenaffäre des Altkanzlers Helmut Kohl alles überlagerte und Rüttgers‘ Wahlkampf zur Farce wurde.
Doch der Oppositionsführer stand unter Druck. Die Herren Blömer, Arentz und Meyer mussten aus dem Weg geräumt werden, wenn es Rüttgers in die Düsseldorfer Staatskanzlei schaffen will. Die wirkliche Herausforderung aber steht aber noch aus: Rüttgers, der mit sozialerem Profil punkten will, muss sich von seiner Parteichefin Angela Merkel emanzipieren. Ob Gesundheitssystem, Hartz-Gesetzgebung oder Sicherung der gesetzlichen Altersversorgung – eigentlich liegen zwischen beiden Welten, weiß nicht nur Rüttgers. Mit Merkel, die sich von der Volkspartei CDU verabschiedet hat, kann der Kandidat nicht Ministerpräsident werden. ANDREAS WYPUTTA