kommentar: ausbildungstour 2004 : Klappern für eine ungewollte Zukunft
Das Wirtschaftsministerium gibt die Direktive vor: Wer einen Ausbildungssplatz will, soll einen bekommen. Doch nicht jede/r will unbedingt Kopfschlächter oder Treckerfahrer werden, nicht alle sind zum Pflegen von älteren Menschen oder für den Tierfutterverkauf geeignet. Welche Zukunft soll das werden, wenn bereits die ersten Pfade, die dort hin führen sollen, ungeliebt sind? Ein Fußballstadion voller junger Menschen sucht in diesen Tagen im größten Bundesland noch einen Ausbildungsplatz. Doch für nicht einmal die Hälfte von ihnen steht bei den Arbeits-Agenturen noch eine Lehrstelle offen. Es ist also schon technisch unmöglich, die Direktive des Ministeriums mit seinem Ausbildungskonsens zu erfüllen.
Doch Minister Schartau ist mit 20 Millionen Euro auf Ausbildungstour, schwatzt damit, wie seinerzeit Wolfgang Clement, Groß-Betrieben im Land ein paar zusätzliche Lehrstellen ab. Das ist werbewirksam, auch wenn es nur einen Tropfen auf den heissen Ausbildungsplatz-Stein bedeutet. Die Arbeitsmarkt-Diktatoren in den Industrie-Konzernen werden sich jeden zusätzlichen Ausbildungsplatz auch zusätzlich bezahlen lassen, Arbeitsplätze wird es dafür anschließend wohl nicht geben. Viele der freien Lehrstellen müssen dazu mit unverschuldet schlechten Schülern besetzt werden, die ihre Ausbildung dann nicht abschließen können oder wollen – auch das ist eine Erfahrung aus den ersten Clement-Offensiven. Und Generationen von frustrierten Einzelhandelskaufmännern und -frauen sind keine Option für eine rosige Zukunft. PETER ORTMANN