knochenfunde : Hildesheimer Urahnen
Ein Hobbyarchäologe hat in einer Kiesgrube im niedersächsischen Leinetal die bislang vermutlich ältesten Urmenschenknochen in Deutschland gefunden. Der Tübinger Anthropologe Professor Alfred Czarnetzki bestimmte das Alter der beiden Schädelfragmente auf „mindestens 700.000 Jahre“. Die Datierung von mehreren 100.000 Jahren alten Fossilien gilt in der Fachwelt allerdings als unsicher. Das Schläfenbein und das Stück eines Scheitelbeins ordnete Czarnetzki der Gattung Pithecanthropus erectus zu. Die Übereinstimmung mit asiatischen Funden, vor allem dem Javamenschen aus Indonesien, sei frappierend, fast könnten es Zwillinge sein, sagte der Forscher. Dies lege nahe, dass Europa von Asien aus besiedelt worden sein könnte. Seine Untersuchung sei vom Fachblatt Journal of Human Evolution zur Veröffentlichung angenommen worden und werde in einer kommenden Ausgabe erscheinen, sagte Czarnetzki. Bei den Schädelresten aus der Nähe von Sarstedt bei Hildesheim wurde auch nach DNA gesucht, allerdings fanden die Forscher nur Proteinreste. Dies sei ein weiterer Hinweis auf ein sehr hohes Alter, erläuterte Czarnetzki. Der Fossiliensammler Karl-Werner Frangenberg aus Hannover hatte das Scheitelbeinfragment bereits 2002 entdeckt, das Schläfenbein fand seine Ehefrau zwei Jahre später. Die Funde sind zurzeit im Landesmuseum Hannover in der Ausstellung „Die Schöninger Speere“ zu sehen. Bisher gilt der 1907 bei Heidelberg entdeckte 600.000 Jahre Unterkiefer des Homo heidelbergensis als ältester Fund. DPA