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Archiv-Artikel

kitabetreuung Betreuung ist ein Recht der Kinder

Eigentlich kann Ursula von der Leyen nur neidisch sein: Berlin ist bundesweit Vorreiter, wenn es um Kinderbetreuung geht. 95 Prozent der Vorschulkinder besuchen eine Kita – nein: eine Bildungseinrichtung. Denn genau darum geht es: Die Kitas setzen das Recht der Kinder auf Frühförderung um und sind keine Verwahranstalten. Deshalb darf die Länge des Besuchs nicht davon abhängig gemacht werden, ob die Eltern des Kindes Arbeit haben oder nicht.

KOMMENTAR VON ANNA LEHMANN

Wenn der Senat nun in der Praxis vorschreibt, dass Vollzeitplätze vor allem an Kinder vergeben werden, deren Eltern keine Zeit haben, sich den ganzen Tag mit ihnen zu beschäftigen, weil sie arbeiten müssen, konterkariert er damit die eigenen politischen Ziele, nämlich so vielen Kindern wie möglich den Kitabesuch zu ermöglichen und solche mit besonderem Bedarf gezielt zu fördern.

Wozu hat der Senat ein ehrgeiziges Bildungsprogramm verabschiedet, wozu führen die Erzieherinnen seitdem für jedes Kind Sprachlerntagebücher, wenn Kinder, die den größten Förderbedarf haben – sprachlich und sozial – zuerst abgeholt werden? So werden doch in erster Linie wieder die Zöglinge der Mittelschicht bespaßt, also Kinder von Eltern, die beide berufstätig sind und nicht den ganzen Tag erzwungenermaßen zu Hause hocken.

Natürlich soll es Müttern und Vätern freigestellt sein, ihre Kinder selbst zu betreuen. Nun sind aber gerade Menschen, die an der Existenzgrenze leben, oft damit überfordert, ihre Kinder auf eine tolle Zukunft vorzubereiten.

Deshalb muss der Senat konsequent sein und allen Kinder den Kitabesuch ungeprüft ermöglichen. Denn schöne Programme müssen auch gut umgesetzt werden, sonst sind sie nicht viel wert.