kita-volksbegehren : Gebt den Kindern eine Lobby!
Die Kinder in Berlin haben endlich die Lobby, die sie brauchen. Die Zustände in den Kindergärten, die mageren Betreuungsschlüssel, die ausbleibende Individualförderung der Sprösslinge: All das regt über 60.000 BerlinerInnen auf. Leiden tun die Kinder. Sie sind es, die die frustrierten Erzieherinnen, das kaputte Spielzeug in den Kitas und überforderte alleinerziehende Eltern zu Hause ertragen müssen. Und sie sind es auch, die trotz aller struktureller Schieflagen keine Stimme haben.
KOMMENTAR von MARTIN KAUL
Dass kein Volksbegehren der letzten Jahre so früh schon eine derartige Zustimmung erfahren hat wie die Elterninitiative zur Kita-Qualität, zeigt: Wie es den Kindern der Stadt geht, ist vielen Menschen in Berlin wichtiger als Tempelhof-Traditionalismen, Wahlrechtsreformen oder Studiengebühren.
Natürlich: Die Eltern sind gut vernetzt, sie treffen sich morgens in der Kita. Ein Antrag zum Volksbegehren ist da schnell unterschrieben. Doch wer meint, dass die Eltern den Weg in die Kita leichter finden als später die Wahlurne beim Volksentscheid, irrt gewaltig. Zumal: Ihr Anliegen ist eines, was jenseits aller ideologischen Grenzen geteilt wird – das Wohl der Kinder.
Wenn 12 Prozent der Ausgaben des Landes Berlin jährlich allein für Zinszahlungen draufgehen, wenn der Kostenpunkt „Politische Führung“ 5 Prozent und „Innere Sicherheit“ 7 Prozent des Landeshaushaltes ausmachen, Kitas dagegen nur 3 Prozent, dann wird es doch Mittel und Wege geben, ein bisschen mehr für die Kleinsten lockerzumachen. 100 Millionen Euro sind ein halbes Prozent des Berliner Landeshaushaltes. Das ist viel Geld. Aber es ist richtig angelegt. Mit dem Kita-Volksbegehren bekommen die Kinder endlich eine Lobby. Gut so.
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