kinotipp der woche: Ungleiche Jahre
Vampire der Armut, Melancholie in Athen: Die 11. Woche der Kritik stellt die Klassenfrage und lädt zu Konferenz und Filmprogramm
Die Welt geht gerade unter, da ist es nur folgerichtig, sich so kämpferisch zu geben wie die 11. Woche der Kritik, die wieder weitgehend parallel zur Berlinale stattfindet. „Zurück zur Klassenfrage – Filme und soziale Ungleichheit“ lautet dieses Jahr der Titel der Auftaktkonferenz am 12. 2. (AdK), bevor es im Hackesche Höfe Kino weiter mit Filmen geht.
Woche der Kritik. 12.–20. 2., AdK + Hackesche Höfe Kino; 10. 2.: Kneipenkino, 19.30 Uhr, Kumpelnest 3000
Die Langfassung: taz.de/tazplan
Darunter „Vampires of poverty“ von Luis Ospina und Carlos Mayolo. Die Mockumentary über ein deutsches TV-Team in der kolumbianischen Stadt Cali ist zwar bereits fast 50 Jahre alt, aber ihr beißender Spott über die Armut der einen, mit der die anderen auch noch Geld verdienen, verfängt auch heute noch. Die Menschen in Cali sind nur noch genervt von den Fernsehleuten und klagen: Die Vampire der Armut sind wieder unterwegs. Bis einer kommt und sagt: Ihr könnt euch meine Armut nicht kaufen.
Auch in Daphné Hérétakis’ „What We Ask of a Statue Is That It Doesn’t Move“ (2023) haben ein paar junge Leute das Gefühl, nur noch Teil einer Kulisse zu sein, begafft von reichen Touristen, die in Athen nach den Spuren des antiken Griechenlands suchen. Die Gruppe hat genug davon, sich selbst wie Jahrtausende alte bewegungslose Statuen vorzukommen. Also kommt sie auf die Idee, es so machen zu wollen wie die guten alten Futuristen: Der ganze überkommene Krempel muss weg und das Parthenon in die Luft gesprengt werden. Wer ist mit dabei? Kaum jemand, der revolutionäre Geist ist kaum irgendwo zu finden und die Melancholie bleibt deshalb weiterhin grenzenlos. Andreas Hartmann
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