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kellers randspurSonntag

Tauchfahrt

„20.000 Meilen unter dem Meer“

Der Mann des Tages ist Jules Vernes Kapitän Nemo. In der Disney-Verfilmung aus dem Jahr 1954 gibt James Mason noch glaubhaft den widersprüchlichen Menschenfeind, der freilich der Tatkraft eines Kirk Douglas erliegen muss. Geläutert kehrte Nemo 1978 aus langjährigem Ruhestand mit dem Gesicht Jose Ferrers zurück und übernahm in „Abenteuer in Atlantis“ (14.30 Uhr, Kabel 1) sogar die militärische Verteidigung der USA. Mit an Bord waren Burgess Meredith, Lynda Day George und unser Exportschlager Horst Buchholz.

(11.35 Uhr, RTL)

Auftrieb

„Angriff der 20-Meter-Frau“

Frauen wachsen mit ihren Aufgaben, wenngleich es gelegentlich der Unterstützung eines Ufos bedarf. Anfänglich behandeln die Männer Daryl Hannah, die auch Koproduzentin ist, von oben herab. Ihr Gatte betrügt sie, ihr Vater benutzt sie ohne ihr Wissen als Strohfrau für trübe Geschäfte. Dann aber wird die traurige Blondine von einem unidentifizierbaren Flugobjekt erleuchtet und gewinnt an Größe. Ihre vormaligen Peiniger müssen klein beigeben, doch auf Dauer mag das Patriarchat weibliche Überlegenheit nicht hinnehmen … Vorlage des Films war der weniger emanzipatorisch orientierte B-Film-Klassiker „Attack of the Fifty Foot Woman“ aus dem Jahr 1957, dem in einer Autokinoszene höflich Reverenz erwiesen wird. (16.20 Uhr, Pro 7)

Auswechselspieler

„Marty“

Seit Jahrzehnten ist Ernest Borgnine als Knallcharge vom Dienst für jeden Unfug zu haben. Es gab allerdings einen Moment der „importance of being Ernest“: 1955 bekam das schlichte Schwarzweißdrama „Marty“ die wichtigsten Oscars spendiert und Borgnine ging mit der Auszeichnung als bester Schauspieler nach Hause. Für dieselbe Rolle erhielt er in Cannes eine Goldene Palme. Zu verdanken hatte er diesen Triumph indirekt dem Fernsehen. Dort war „Marty“ zwei Jahre zuvor mit Rod Steiger in der Titelrolle uraufgeführt worden. Paddy Chayefskis naturalistische Sprache hatte neue Töne ins Fernsehen gebracht, seine sensible Geschichte um einen einsamen Außenseiter Kritiker wie Publikum begeistert. Chayefski und Regisseur Delbert Mann übernahmen auch die Kinofassung – und sie waren in jenen Tagen nicht die einzigen Fernsehschaffenden, die Post aus Hollywood erhielten. (0 Uhr, WDR)

Seitenwechsel

„Der Boss von San Francisco“

Heuer ist der gelernte Karatefex Chuck Norris in seiner Serienrolle als „Walker, Texas Ranger“ (Samstag, 18.05 Uhr, RTL 2) wie auch privat ein Vertreter von Recht und Ordnung. Die schärfsten Kritiker der Strolche aber waren vormals eben solche. Jedenfalls spielte Norris zu Beginn seiner Karriere in erster Linie Bösewichte und bezog beispielsweise 1973 in „The Way of the Dragon“ kräftig Dresche von Bruce Lee. Im selben Jahr stand er für den billig und begabungsfrei produzierten Ost-West-Film „Slaughter in San Francisco“ vor der Kamera, der freilich unbesehen in den Regalen landete und erst Anfang der 80er wieder hervorgekramt wurde, als sich mit dem Namen Norris Publikum locken ließ.

(0.40 Uhr, Kabel 1)

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