keine elite-uni : Gut für die Studierenden
Nach der Humboldt-Universität verpasst nun auch die Freie Universität die zweifelhafte Krönung zur „Elite-Uni“. Dabei schien nach dem überraschenden Weiterkommen in der ersten Runde gegen die HU die Huldigung schon sicher. Der FU entgeht nun zweierlei: erstens Dutzende Millionen – zweitens ein flottes Label, das sich Präsident Lenzen, der wie kein anderer für eine wirtschaftsnahe Neuausrichtung der Universität steht, gewünscht hätte.
Kommentarvon Martin Kaul
Was für die Uni schlecht ist, ist in diesem Fall für die Studierenden gut. Die zweistelligen Millionenbeträge, die der FU nun durch die Lappen gehen, wären ihnen ohnehin bestenfalls im Imagegewinn ihrer FU-T-Shirts begegnet. Denn – das wird in der Debatte um Exzellenz und Elite vergessen oder verschwiegen – die Exzellenzinitiative fördert Forschung und nicht Lehre. Sie hat kaum einen Effekt auf die nach wie vor miserablen Studienbedingungen und deren soziale Selektionsmechanismen.
„Internationale Sichtbarkeit“, das ist eines der Hauptkriterien bei der Mittelvergabe. Das Unsichtbare aber liegt brach: Da ist die Berliner Mutter, die, statt zu studieren, nun zu Hause bleiben muss, weil für sie die Härtefallregelung nicht greift. Da ist der blinde Informatikstudent, dem erst nach dem zweiten Semester mitgeteilt wird, dass er nicht weiterstudieren kann. Ganz zu schweigen von strukturell unstudierbaren Studiengängen.
Eine Krönung der FU zur Elite-Uni wäre eine Bestätigung der Linie des Präsidenten. Der, selbst engagiert in der neoliberalen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, sucht die einst „Freie“ Universität zu einem Dienstleistungsunternehmen für Wissenschaftsproduktion zu machen. Freilich: Die Entscheidung gegen die FU ist noch keine Absage an sein Modell. Aber sie bietet den Studierenden Raum, auf das eigentlich Fatale – eine völlig fehl laufende Hochschulpolitik – aufmerksam zu machen.