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Archiv-Artikel

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Was haben sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten da eingebrockt: „Marienhof“-Fangemeinschaften treffen sich zum fröhlichen Logo-Raten: Ist’s schon wieder Schleichwerbung? Oder doch nur – übrigens auch bei ARD und ZDF erlaubtes – Zurverfügungstellen von Markenartikeln – äh, Pardon: Requisiten?

Das ZDF, an seine eigenen Ausflüge in die Niederungen der Programmfinanzierung erinnert, lässt seinen Sprecher indigniert zugeben, auch beim Zweiten sei ja „einiges in der Grauzone passiert“. Zur Erinnerung: Damals ging es um die „Kooperationen im Programmbereich“, oder, wieepd-medien höflich zurückhaltend schrieb, wie „weit das ZDF auch Drehbücher seiner Spielserien für die werbetreibende Wirtschaft geöffnet hatte“.

Leider sind bei der Bewältigung der Werbe-Soap ARD und ZDF nun ganz auf sich allein gestellt: Die Privatsender, sonst nie um eine Breitseite gegen die gebührenfinanzierte Konkurrenz verlegen, wollen sich über „Marienhof“ so gar nicht empören. Was daran liegen könnte, dass sie in Brüssel für die Komplettfreigabe von Product Placement streiten. Die Speerspitzen der Werbeindustrie verstehen die ganze Aufregung ohnehin nicht: „Die Zukunft der TV-Werbung“, verkündete schon beim Treffen des „Netzwerks Recherche“ vor einer Woche der Produktplatzierer Michael Auer, liege jedenfalls im Product Placement. Er, Auer, mache da in erster Linie in Autos.

Prompt fallen einem natürlich wieder die schönen ersten Folgen von „Liebling Kreuzberg“ ein, wo noch schamhaft das BMW-Logo an Manne Krugs Moped überklebt wurde.

Und plötzlich ist die Sache klar: Der wahre Fehler von ARD und ZDF liegt ganz woanders. Sie hätten, zuschlagen müssen, als die Gebührenhöhe noch nach oben flexibel war. Auf ihren 7. Sinn hören: eigene Autos für unabhängiges Fernsehen. Die Stolte-3sat-Klasse jetzt auch als Fünftürer mit Standleitung zum ZDF-Theaterkanal. Das Struve-Cabrio mit Sonderausstattung „Verbotene Liebe“. Das Bednarz-Coupé „Monitor“: geringster Verbrauch trotz großer Pullover-Ablage im Fond. Der WDR-Kleinbus „Presseclub“ für bis zu acht JournalistInnen aus neun Ländern. Selbst Radio Bremen hätte dank ARD-Finanzausgleichs bestimmt einen Kabinenroller hingekriegt.

STEFFEN GRIMBERG