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Archiv-Artikel

kein kommentar Neulich bei Grimme …

Von STG

Der Preis-Vorschlag SusanneOsthoff hat ein Nachspiel, über das aber niemand mehr reden mag. Denn die Medien stehen dumm da

Wenn heute in Marl die 42. Adolf-Grimme-Preise verliehen werden, ist schon beinahe Gras über die Sache gewachsen. Und wenn der Dauerregen im nördlichen Ruhrgebiet endlich aufhören würde, könnte es sogar eine ganz schöne Feier werden.

Das Nachspiel findet ohnehin weit entfernt in Berlin statt: Hier prozessiert ein gekündigter Politikredakteur um seinen Job, und sein Kollege vom Medienressort ist immer noch aus dem Impressum gestrichen und arbeitet sozusagen weiterhin „auf Bewährung“. Die Rede ist natürlich vom Tagesspiegel und dem verunglückten Vorschlag, Susanne Osthoff für ihre ungewöhnlichen TV-Auftritte für den Grimme-Preis vorzuschlagen.

Mit Ruhm bekleckert haben sich dabei beide nicht – weder das Holtzbrinck-Blatt noch das Grimme-Institut. Von „Medieninszenierung“ war die Rede, weil der vorschlagende Politikredakteur die Medienredaktion des Hauses informierte – und die daraus eine Exklusivmeldung machte. Die – zwar auch von ungläubigem Staunen begleitet – zunächst gut ankam.

Von einer „plausiblen Begründung“ sprach der für den Preis verantwortliche Grimme-Referent, die Bild-Zeitung schmiss für die Geschichte sogar die Seite-1-Mieze für einen Tag vom Titel („Osthoff: Grimme-Preis für bizarren TV-Auftritt?“). Und die Debatte nahm ihren Lauf. Über Osthoff wohlgemerkt, nicht über den Tagesspiegel.

Dass das Blatt dahinter steckte, war in Marl aber von Anfang an klar: Schon am Tag der Exklusivmeldung erklärte Grimme gegenüber der Nachrichtenagentur ddp, „ein Mitarbeiter des Berliner Tagesspiegel habe den Vorschlag unterbreitet.“ Probleme damit sah da noch niemand.

Die Geschichte kippte erst rund zehn Tage später, als der Focus vorab meldete, bei der befreiten Geisel Osthoff seien angeblich Teile des Lösegelds gefunden worden. Osthoff, bislang bizarr-umstritten, war nun endgültig pfui. Was zeigte, wie sehr die Vorschlagsbegründung, Osthoff habe sich den „typisch festgefügten Projektionen, die sich Medien von Menschen und Geschehen machen, entzogen“, berechtigt war: Dass in der Lösegeld-Angelegenheit nichts bewiesen war, bis heute nicht bewiesen ist, tat und tut nichts zur Sache.

Grimme-Institut und Tagesspiegel, von der geballten veröffentlichten Meinung von Bild bis Spiegel attackiert, reagierten komplett über. Die Souveränität blieb auf der Strecke. Nicht die besten Aussichten für ein unabhängiges Medien-Institut – und für eine unabhängige Zeitung schon gar nicht. STG