kein kommentar! : Verschlusssache Gütersloh
Bei der Produktionsfirma Teamworx möchte man gar nichts mehr zu dem Projekt sagen und verweist auf den Auftraggeber. Schließlich ginge es ja um einen „Image-Film“ für ein Unternehmen. Nun ist Teamworx eher als Event- und TV-Movie-Schmiede ( „Dresden“, „Luftbrücke“) denn als Werbefilmfirma bekannt. Sehen würde man den Streifen auch schon deswegen ganz gern, weil immerhin Roland Suso Richter Regie („Dresden“) führt, und ein gewisser Sebastian Koch („Stauffenberg“) die Hauptrolle spielt.
Doch die Sache hat einen Haken: Beim Auftraggeber handelt es sich um – Bertelsmann, Deutschlands größten Medienkonzern. Der Film soll eine Art nachträgliches Geburtstagsgeschenk werden, für den Firmenpatriarchen: „Reinhard Mohn – Stationen eines bewegten Lebens“ heißt das Ganze laut Datenbank Crew United, die alle Mitwirkenden bis zur Zuständigen in Sachen „Maske für Rita Süssmuth“ auflistet. Gearbeitet wird am Film seit langem, schließlich feierte Mohn schon im Juni 2006 seinen 85. Geburtstag. Wie das Handelsblatt meldet, soll jetzt endlich am 22. Januar in Berlin vor den europäischen Führungskräften des Konzerns Premiere sein.
Mohn sei „eine spannende Zeitreise“ und ein Vermächtnis, hatte Teamworx-Chef Nico Hofmann schon im vergangenen Frühjahr zu Protokoll gegeben. Und man würde ihm auch durchaus zutrauen, aus der Mediensaga made in Gütersloh großes Kino zu zaubern. Wenn, ja wenn sein Laden nicht dummerweise voll und ganz ein Teil dieser Mediensaga wäre: Teamworx ist eine Bertelsmann-Tochter. Es ist also anzunehmen, dass Drehbuchautorin Andrea Stoll nicht gerade Thomas Schulers „Die Mohns“ als Arbeitsgrundlage diente. Auch eine Darstellerin für Mohns erste Frau Magdalene findet sich nicht in der Besetzungsliste. Und zu gern hätten wir gewusst, wie der Film mit dem Urknall des heutigen Medienimperiums umgeht: der Legende vom angeblichen „Widerstandsverlag“ Bertelsmann im Dritten Reich. Heute weiß man, wie viel daran war – nichts nämlich.
Laut Handelsblatt sollen die Mohns und Bertelsmann-Chef Gunter Thielen mit den ersten Ausschnitten des Filmes zufrieden sein. Was uns auf eine andere biografische Baustelle bringt – und zeigt, dass dies nicht immer so sein muss: Denn was macht gleich nochmal Michael Jungbluts Bertelsmann-Buch? Er sollte ein Werk verfassen, das das ramponierte Bild des Konzerns nach zwei höchst kritischen Büchern wieder etwas geraderückt. Doch das bei Hoffmann & Campe angekündigte Epos „… dann machen Sie mal – Die Bertelsmann-Story“ trägt beim Internet-Buchhändler bol.de weiterhin den Vermerk „Erscheinen ungewiss“. STG