kein kommentar! : Bye-bye, Paula Lambert
Damit 2007 Jahr alles besser wird, müssen wir uns von einigen Dingen verabschieden. Vom Erziehungsgeld etwa, von 16 Prozent Mehrwertsteuer – und von Paula.
Paula ist nun nicht etwa der Hund von Guido Westerwelle, Paula war zwei Jahre lang Sexkolumnistin des Männermagazins GQ. Mit Ankunft des neuen Chefredakteurs musste sie zum Jahreswechsel ihr Köfferchen packen und ihre Erlebnisse fortan woanders einfließen lassen.
Auf ihrer Internetseite (www.paulalambert.de) zum Beispiel. Aber das ist kein guter Ort für Paula, deren Sprache, Witz und Ausdruckstechnik in keiner Zeile jene elegante Obszönität erreicht, die ihre Kolumne ausmachte. Einen hoch! auf denjenigen, der sie redigiert hat, der federführend für den lasziven Auftritt der Frau Lambert in GQ verantwortlich war. Und dicke, dicke Tränen angesichts ihres Verlustes.
Denn Paula war nicht irgendeine Sexkolumnistin. Paula Lambert war Druckerschwärze gewordene Fantasie. Männern wird sie das Idealbild einer Sexpartnerin sein, Frauen, zumindest jenen, die ihren Alltag weniger ausgelassen gestalten, eine Art Barbie sexueller Selbstbestimmung – eine Frau, in deren Welt alles möglich ist.
Paula Lambert, im Heft durch ansprechende, eindeutige, niemals billige Schwarz-Weißfotografien einer dunkelhaarigen Schönen eindrucksvoll illustriert, ist eine Amazone vom Stamme weiblicher Lustgöttinnen.
Monat für Monat nahm Frau Lambert die Leser mit ins Bett. In Taxis, auf Wiesen, in Küchen und Kopierräume. Kein Raum, der nicht geeignet wäre, sich „durchstechen“, „durchpusten“, „durchknallen“ oder – was Frau Lambert auch sehr liebt – sich oral befriedigen zu lassen. Von einem oder mehreren Männern – oder einer Frau. Dabei beschreibt sie, wie sie kommt, wie sie geht, wie ihre Brustwarzen sich verhärten unter der Zunge einer unendlich schönen Frau während der Taxifahrt durch die nächtliche Stadt. Sie benennt, wie Glieder sich aufrichten, zusammensacken oder ganz einfach, dass die Jahreszeit wechselt: „Bald wird es Frühling, das spüre ich zwischen den Schenkeln. Da spüre ich so ein Kribbeln, ein leichtes Pitzeln.“
Ihr Blog verrät, dass viele Männer sich Paula bzw. ihre Fantasie von ihr zur Freundin gemacht haben. Das ist spannend. Denn Paula, das lehrt das Leben, ist nicht die Frau, die Männer aushalten. Bei aller Freizügigkeit ist sie nicht das, was Männer als so gern „Schlampe“ abtun – ihr Selbstbewusstsein erlaubt es den Herren schlichtweg nicht, diesen Gedanken zu entwickeln.
Aber vielleicht ist das auch alles nur eine große Mär und es hat seinen Grund, dass man auch nach dreimaligem Anruf in der Redaktion nicht erfährt, ob es Paula wirklich gibt, wer ihre Texte bearbeitet hat oder ob sie vielleicht ein „Einkauf“ aus dem englischsprachigen Mutterblatt ist.
Immerhin aber gibt es auch eine Paula Lambert, die für Springers Welt geschrieben hat, ein Blatt, nur einen Samenerguss von GQ entfernt. Hier hat sie Wiglaf Drostes, Gerhard Henschels und Klaus Bittermanns Auftritt zum „Who is Who der peinlichen Personen“ in der Volksbühne besprochen. Auch so ’ne Art Schenkelprickeln. SILKE BURMESTER