kein deus ex machina : Das Intendantenkarussell rotiert
Ein neues Hobby greift um sich in bundesdeutscher Bühnenlandschaft, verursacht durch allenfalls teilkompetente Kulturminister und -senatoren: Bühnen ohne Rücksicht aufs Niveau zuschanden zu sparen, künstlerische Leiter auf Kennzahlen und besucherträchtige Kost zu verpflichten, damit das Stadtsäckel vom Kostenfaktor Kultur unbelastet bleibe.
Teil der Strategie ist dabei die – nicht nur norddeutschlandweit zu beobachtende – Vergraulung experimentierfreudiger, kantiger Intendanten, die zwar Neues, aber eben keine Massen in die Theater bringen. Der Hamburger Schauspielhaus-Intendant Tom Stromberg ist so einer, dem der Vertrag nicht über 2005 hinaus verlängert wurde.
Dumm nur, dass der an seiner statt umworbene Bochumer Schauspiel-Chef Matthias Hartmann nicht als deus ex machina dienen wollte. Ans Schauspiel Zürich geht er stattdessen, wie er der Hamburger Kultursenatorin Dana Horáková – nach in den Medien gestreuten Indiskretionen – vorige Woche mitteilen ließ. Der ideologische Rahmen der auf Glanz bedachten Senatorin ist ihm wohl zu eng gewesen: Das Theater seiner Wahl soll Freiraum für Experimentelles bieten.
Und nun? Mut zum Risiko regt etwa Gordana Vnuk, Chefin der Hamburger Experimentierbühne Kampnagel an: Christoph Schlingensief solle Intendant des Schauspielhauses werden, so ihr lakonischer Kommentar. Andere – etwa das Horáková-nahe „Hamburger Abendblatt“ – haben ein Auge auf den Hannoveraner Wilfried Schulz geworfen, der bereits unter Frank Baumbauer Chefdramaturg am Hamburger Schauspielhaus war. Wäre eine Lösung. Aber ob sich Schulz der permanent kulturskeptischen Haltung Horákovás wirklich aussetzen möchte? PETRA SCHELLEN