kabinenpredigt : Schnell umziehen, bitte!
Die Zeiten ändern sich – und viele Sportvereine in ihnen. Alte Namen und Orte, die bei Fans und Spielern symbolische und lokale Identität stiften, werden abgelegt wie alte Hüte. Und: Es wird fleißig umgezogen, wann immer es passend scheint und darüber hinaus die Rendite stimmt. Jüngster Fall: Alba Berlin.
Der deutsche Basketballmeister wird ab der kommenden Saison nicht mehr in der Max-Schmeling-Halle im Prenzlauer Berg auf Korbjagd gehen, sondern in der O2-Arena am Spreeufer in Friedrichshain-Kreuzberg. Überraschend ist das nicht unbedingt. Albas Spieler machen es ja vor: Sie wechseln in schöner Regelmäßigkeit jährlich an die Spree und dann oft schnell wieder weit weg. Warum also nicht gleich der ganze Verein?
Die Stimmung in der 15.000 Zuschauer fassenden Arena der Anschutz Entertainment Group wird sicher auch nicht schlechter sein als in der alten Halle. Es wird für die Fans zwar nun alles ein wenig teurer, aber dafür sicher viel bequemer. Und vor und nach dem Spiel lockt in der riesigen neuen Heimstätte mit der Feel-Good-Atmosphäre allerhand Kram und Krempel aus der schönen neuen Warenwelt rund um den Leistungssport.
Die Arena ist für den Bundesligaalltag allenfalls etwas überdimensioniert. Sie ist aber sicher der passende Ort für die großen Mannschaften aus Europa, die die Berliner Basketballer ab kommendem Herbst in der Euroleague empfangen dürfen. Vielleicht legt Alba Berlin dann sogar seinen europäischen Minderwertigkeitskomplex ab. Auf dem europäischen Parkett spielte der aktuelle deutsche Meister nämlich bis dato allenfalls in der zweiten Liga.
Alba Berlin ist nach den Eishockey-Eisbären der zweite Hauptstadtverein, der in die O2-Arena umgezogen ist. Zum Glück, möchte man meinen, dürfen in dieser gesichtslosen Multifunktions-Halle wenigstens keine Fußball-Bundesligaspiele ausgetragen werden. Hertha BSC wird also auch in der kommenden Saison weiter im Olympiastadion auflaufen.
Die Diskussion um den Namen des Stadions jedoch wird sicher bald wieder in die Schlagzeilen kommen. Wie eigentlich jedes Jahr, wenn auf dem Platz die Sommerpause eingekehrt ist.
TORSTEN HASELBAUER