kabinenpredigt : Nur Olympia fehlt
Der Confederations Cup ist an Berlin vorbeigegangen. Die so genannten kleinen WM-Orte wie Leipzig und Hannover oder Frankfurt, Köln und sogar ein bayerischer Ort namens Nürnberg durften schon einmal WM-Luft schnuppern. Jetzt sind diese Städtchen erst einmal auf der Überholspur. In den Confetti-Städten geht jetzt schon los, wovon Berlin schon seit Jahren träumt: der wirtschaftliche Aufschwung. Doch Berlin setzt bereits an zum Überholen – ohne einzuholen versteht sich. Dafür ist nicht der eigentliche Wirtschaftssenator Harald Wolf zuständig, sondern Schul- und Sportsenator Klaus Böger.
Er ist derjenige, der beinahe im Wochenrhythmus vor die Presse tritt und davon spricht, wie sehr das Land Berlin doch von den sportlichen Großveranstaltungen profitiere. Die Fußball-WM wird eine Jobmaschine, davon geht er aus. Die Leute, die bei der Weltmeisterschaft die Flitzer aufhalten sollen, sind ebenso unentbehrlich wie die Aufpasser, die darauf achten, dass die Zuschauer auch wirklich nur in den Klamotten ins Stadion gehen, die von einem der Premiumpartner der Fifa hergestellt worden sind. Eine schöne neue Zeit wird anbrechen.
Aber ganz so sicher ist man sich im Senat doch nicht, ob das alles so klappen wird mit der Belebung der Berliner Wirtschaft. An das Deutsche Turnfest kann sich schon beinahe niemand mehr erinnern. Eine nachhaltige Belebung auf dem Arbeitsmarkt hat es schon gar nicht mit sich gebracht. Und sollten sich in einem Jahr und einem Monat, wenn das großen Spektakel Fußball-WM vorbei ist, immer noch Arbeitslose bei den Arbeitsagenturen anstellen, dann hat Klaus Böger noch einen Trumpf im Ärmel: die Leichtathletik-WM 2009. Die Organisation dieses Turniers hat soeben begonnen, am Freitag wurde das „Berlin Organisation Commitee BOC 2009“ vorgestellt. Und der Sportsenator freut sich schon auf das drittgrößte Sportereignis der Welt und seine Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft. In bester Hoffnung schießt der Senat 17 Millionen Euro zum BOC zu. Und sollte die wirtschaftliche Lage Berlins danach immer noch nicht rosig sein, dann hilft nur noch Olympia. Das wollte man den Berlinern einst nicht geben. Wäre im Jahre 2000 die olympische Flagge in der Hauptstadt gehisst worden, nicht auszudenken, wie gut es uns ginge! ANDREAS RÜTTENAUER