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Archiv-Artikel

kabinenpredigt Märchenstunde um Unioner

Der 1. FC Union sucht einen Stürmer. Nicht irgendeinen auf dem anonymen Arbeitsmarkt für erwerbslose Torjäger. Sondern seinen Jack Grubert. Der Fußball- Lehrling aus Köpenick ist nämlich untergetaucht im Meer der unglücklichen Teenager. Seit dem 7. Oktober ist der 19-Jährige nicht mehr an seinem Arbeitsplatz in der Wuhlheide gesehen worden. Nach dem 14:0-Sieg im Amateurpokal gegen Kladow pfefferte Grubert sein Trikot auf den Rasen und ward nicht mehr gesehen in Köpenick!

Zunächst hieß es, der Stürmer sei – gefrustet über sein Reservistendasein – der Oberliga-Truppe ferngeblieben. Dann wurde ihm ein Magen-Darm-Virus, wahlweise ein Muskelfaserriss angedichtet. Wahr ist nichts davon. „Jack hat private Probleme“, gestand schließlich Union-Trainer Frank Lieberam.

Einiges spricht dafür, dass sich Jack auf der Flucht befindet. Aber wovor? Ein mögliches Motiv soll die Liebe des Blondschopfs zu einer schwarzhaarigen Schönheit aus dem Libanon sein. Für sie sei der Unioner, der mit türkischen und arabischen Kids im Märkischen Viertel aufwuchs, sogar zum Islam konvertiert, berichten Bekannte. „Mein Glaube gibt mir Kraft“, bekannte Grubert kurz vor seinem Abtauchen.

Kraft hätte er bitter nötig, falls stimmt, was so alles in der Gerüchteküche brodelt. Trachten etwa arabische Hardliner aus dem Clan von Gruberts Freundin nach dem Leben des Berliners? Einen Ehrenmord, pardon, ein Ehrenwort für diese Hypothese will niemand abgeben.

Stecken hinter der Affäre vielleicht parasportliche Gründe? Zwischenzeitlich sind mutmaßliche Desperados des Union-Rivalen BFC Dynamo ins Visier geraten. Weil Grubert beim 8:0-Sieg seiner Mannschaft gegen Dynamo zwei Tore beisteuerte, hefte eine „Akte X“-Fraktion dem gesuchten Torjäger eine Horde rachsüchtiger BFC-Hooligans an die Fersen. Diese verwegene Mutmaßung nehmen andere Stadiongänger zum Anlass, an andere ungeklärte Fälle zu erinnern: Wie haben die BFCer das damals mit Kennedy hingekriegt?

Mittlerweise soll Jack mal mit, mal ohne Freundin unter- und wieder aufgetaucht sein. Erst wurde er in Italien vermutet, woher seine Uroma stammt. Jetzt hält sich der Union-Youngster angeblich in Süddeutschland auf. Was läge da näher, als ihn mit Bayern München in Verbindung zu bringen. Ist Grubert vielleicht auf der Flucht aus seinem Union-Vertrag, um beim deutschen Rekordmeister anzuheuern? Der Champion von der Isar dementierte ein Auftauchen des Berliners im Probetraining.

Arbeitsrechtlich ist die Sache für Union-Präsident Dirk Zingler klar: „Grubert ist freigestellt, um seine Probleme in den Griff zu bekommen.“ JÜRGEN SCHULZ