kabinenpredigt : Die Friedenskicker
Den Spielern des Köpenicker SC ging es vermutlich nur darum, ein Fußballspiel zu gewinnen. In Erinnerung aber wird vor allem der friedensbewahrende Charakter ihres sportlichen Erfolgs bleiben: Mit einem völlig unerwarteten Auswärtssieg am vergangenen Mittwoch über den eine Klasse höher spielenden BFC Dynamo verhinderten sie das Schreckensszenario aller Sicherheitshüter: das Aufeinandertreffen vom BFC Dynamo und Union im Finale des Pokals des Berliner Fußball-Verbands (BFV).
Die Fans beider Clubs sind sich spinnefeind. Insbesondere die von rechten Hooligans unterwanderte BFC-Anhängerschaft ist als gewaltbereit bekannt. Im Mai letzten Jahres musste das Spiel zwischen den Erzrivalen abgebrochen werden, weil BFC-Fans den Platz stürmten.
Dem Verbandsligisten Köpenicker SC ist man also zu großem Dank verpflichtet. Deren Spieler handelten im Stile von UN-Blauhelmsoldaten, den Friedensnobelpreisträgern im Jahre 1988. Präventiv und gewaltfrei ließen sie die Konfliktparteien erst gar nicht zusammenkommen. Vielleicht wäre das ein Modell für die Zukunft, das von den Fußballverbänden unterstützt werden sollte. Jedenfalls im Pokal könnte man so missliebige Begegnungen verhindern. Je nach Bedarf könnte man dazu zum Beispiel ausgewählten Amateurvereinen arbeitslose Fußballprofis zuführen, um diese in ihrer jeweiligen Peacekeeping-Mission zu unterstützen. Damit beugt man nicht nur der Gewalt vor, sondern spart auch jede Menge Geld. Die Polizeikosten für ein Finalspiel BFC gegen Union wären im sechsstelligen Bereich anzusiedeln gewesen.
Die Leistungen des Köpenicker SC sind geradezu bundesverdienstkreuzverdächtig. Zumal der BFC Dynamo, in Folge der Niederlage gegen Köpenick am Samstag auch noch den türkischstämmigen Volkan Uluc als neuen Trainer einstellte. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie lange sich Uluc in dem vorurteilsbelasteten Umfeld des Vereins wohl fühlen wird.
Johannes Kopp