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Archiv-Artikel

kabinenpredigt Sarah BSC

Schön, dass die Sommerpause vorbei ist. Schön für andere Vereine. Bei Hertha BSC ist das einzig Positive, das man sagen kann, dass selten ein neuer Trainer dermaßen entspannt in eine Saison starten konnte – daran ändert auch die 1:0-Niederlage zum Saisonauftakt gegen Frankfurt nichts. Es gibt für Lucien Favre keinerlei Druck, er muss auch kaum etwas beweisen, denn es gibt ja praktisch keine Mannschaft mehr, an der er zeigen könnte, was er kann oder auch nicht kann. Alles die Schuld von Manager Dieter Hoeneß.

Meiner Meinung nach hat der ein wirklich schweres Problem, ja ich würde sogar behaupten, er ist süchtig. Während traurige Frauen, die sich sonst nicht zu helfen wissen, kaufsüchtig werden, haben sich die innere Unausgeglichenheit und Leere, die in Meister Hoeneß’ Kopf herrschen, den gegenteiligen Weg gesucht: Dieter Hoeneß ist verkaufssüchtig.

Die Gründe dafür liegen vermutlich in einer unaufgearbeiteten Konkurrenz zwischen Brüdern. Während Uli – Manager der Bayern – einkauft wie ein Weltmeister, ist Dieter mehr der destruktive, zerstörerische Typ. Während der Sommerpause sind auch seine letzten Versuche, gegen die Sucht anzukämpfen, kläglich gescheitert. Dass er immerhin drei Spieler eingekauft hat, ist ein klassisches Symptom. Der Süchtige leidet unter dem Druck, weiß ganz genau, dass das, was er tut, falsch ist, und versucht gegenzusteuern. Vergeblich.

Im Prinzip macht ihn diese Schwäche ja sogar sympathisch. Beinahe jedenfalls, denn zumindest zeigt er damit menschliche Züge. Aber wie bei allen Süchtigen leidet nicht nur der Betroffene selbst, auch die Angehörigen leiden, in diesem Fall die Fans. Und da muss man ansetzen: Die Koabhängigkeit muss beendet werden, sonst gibt es keine Rettung. Er wird uns nur weiter in den Sumpf mitziehen.

Der erste absolut unverzichtbare Schritt ist der Entzug. Und da ich trotz alledem Hertha-Fan bleibe, bin ich bereit, in dieser schweren Zeit zu helfen. Wir nehmen Hoeneß die Kontovollmacht weg, dann darf er mich besuchen, und wir lernen gemeinsam, Schritt für Schritt, zuerst etwas anderes zu verkaufen als Spieler. Heizdecken zum Beispiel.

Wenn er verstanden hat, dass dies möglich ist, kommt der nächste Schritt: Wir gehen einkaufen. Natürlich wird er zunächst zurückschrecken, aber wir fangen klein an: mal ein Liter Milch, ein Brot, später vielleicht sogar etwas Lebendiges wie einen Karpfen. Und wenn er so weit ist – und ich bin mir sicher, er schafft es –, dann werden wir zusammen Menschen kaufen. Also Fußballer. Reisen durch die Welt, und Sarah Schmidt wird sagen: „Den da will ich. Und den auch.“ Dann hat Dieter endlich den Kampf gegen seinen erfolgreichen großen Bruder gewonnen, sein Trauma überwunden, Hertha BSC wird Deutscher Meister, und alles andere wird auch gut.

SARAH SCHMIDT

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